ADF-Gebühren-Abzocke
No More VG-Parties
Einige erinnern sich vielleicht noch an VG-Parties. Zwei Seminarräume in 2. Stock des Verfügungsgebäudes wurden mit mehr oder weniger großem kreativem Aufwand hergerichtet, es wurde gefeiert bis zum Umfallen – und am nächsten Morgen ging es dann in den selben Räumen weiter mit Uniseminaren. Damit ist nun Schluss. Das VG wird umgebaut und die Uni möchte Studierenden die Räumlichkeiten nicht mehr zu deren Vergnügen überlassen. Da es bereits im letzten Semester Spontanparties in Uni-Räume gab, wurde der Univerwaltung schnell klar, das sie Ersatzräume stellen muss, um vor derartigen Unannehmlichkeiten geschützt zu sein. Also trat das Präsidium in Verhandlung mit dem AStA - und der präsentiert nun als Ergebnis ein Mammutprojekt, von dem einzig er etwas hat.
Während einer Aussprache im Studierendenparlament (Stupa) erklärte die AStA-tragende ADF, ihre Fachschaften hätten kein Interesse daran, den Raum zu nutzen. Er sei schlicht zu klein für Wiwi- und Jura-Parties. Auch für die Gruppen der anderen Fakultäten und Fachgruppen kommt er nicht wirklich in Frage. Deren Parties sind zwar zumeist kleiner, dafür aber auch weniger gewinnträchtig – und machen den VG-Keller daher schon von vornherein unattraktiv. Vielleicht wird der AStA von Zeit zu Zeit eine Party in diesen Räumen veranstalten, vielleicht auch die ADF, die geplanten 30 bis 50 Events im Jahr, die zu einer kostendeckenden Bewirtschaftung notwendig wären, dürften aber wohl ins Reich der Phantasie gehören.
Diese Phantasie ist übrigens vor allem die von Andreas Redeker. Der hatte in den 10 Jahren, die er bereits an der Uni verbringt, bereits einige Posten im AStA und möchte sich allem Anschein nach mit dem Raum ein ruhmreiches Abschiedsgeschenk machen. Das er selber nicht im AStA sitzt, dafür aber federführend das Projekt „Partykeller“ vorantreibt, spricht bereits Bände: Nicht „der AStA“ möchte dieses Projekt, sondern „die ADF“. Dazu passt auch die Aussage von Redeker während eines Treffens, bei dem die politischen Hochschulgruppen und die Fachschaften auf Linie gebracht werden sollten: „Die ADF würde diesen Raum nicht betreiben, wenn die ADF nicht vorhätte, diesen Raum auch zu nutzen.“ Freuen wir uns also auf vom AStA finanzierte Geburtstagsparties von und mit Andi Redeker.
Partykeller als Privatprojekt einer marodierenden ADF
Das die ADF diesen Raum betreibt, dürfte kein Versprecher sein. Im Haushaltsentwurf für den diesjährigen Haushalt des AStA sind sowohl die Erhöhung der Studierendenbeiträge als auch eine Kürzung weiter Teile der AStA-Arbeit vorgesehen. Vorgestellt wurde dieser Haushalt aber nicht vom RCDS-Finanzreferenten Karl Felix Oppermann (17), sondern vom für Skandale mehr als anfälligen ADF-Veteranen Christian Ziegenhorn, gegen den bereits seine eigene Fraktion vor einigen Jahren eine „Parlamentarische Untersuchungskommission“ (ja, auch so etwas gibt es mittlerweile an der Uni) einberufen hatte.
Ebenfalls pikant sind die Details einer möglichen Finanzierung der Umbaumaßnahmen am Gebäude, die so nonchalant von der Universitätsleitung zugesagt wurden. Gibt es hier vielleicht Absprachen mit den ebenfalls von der ADF entsandten studentischen Mitgliedern im Vergabeausschuss für Studiengebühren? Verwundern würde das nicht, sind diese doch schon häufiger dadurch aufgefallen, dass sie Gelder aus Studiengebühren für fragwürdige Zwecke verteilt haben.
Dass die Fraktion der ADF dem Treiben ihrer Führungsclique ein Ende bereiten würde, ist derweil nicht abzusehen. Die Personaldecke der „größten Hochschulgruppe Göttingens“ ist mittlerweile derartig dünn, dass sie nicht auf ihre Macher verzichten kann. Dies zeigt sich nicht nur in der Kontinuität alteingesessener Aktivisten wie Kai-Horge Oppermann, Christian Ziegenhorn, Andre Dorenbusch und Andreas Redeker in der ersten Reihe der demokratischen Fachschaftsmitglieder.
Es zeigt sich auch an dem monarchischen Gebaren, mit dem diese sich im Studierendenparlament – auch und nicht zuletzt gegenüber ihrer eigenen Fraktion – alles herausnehmen können, was sie wollen. So wurde ein gewählter Parlamentarier auf Initiative des Stupa-Präsidenten und ehemaligen AStA-Vorsitzenden Andre Dorenbusch von der Sitzung ausgeschlossen – Parallelen zum Artikel 48 der Weimarer Reichsverfassung sind hier keineswegs zufällig. Die Fraktion lies ihm das durchgehen und stellte sich bei einer Abstimmung hinter ihn. „Wir wollen uns ja kein neues Präsidium suchen.“ war die Begründung etwa von Andreas Sorge, der ebenfalls bereits in Stupa-Präsidium und AStA-Vorsitz „geglänzt“ hatte. Wo sollten sie das auch hernehmen, für das politischen Alltagsgeschäft haben sie jetzt schon zu wenig Leute. Selbst ProtokollantInnen wollten sich auf der letzten Stupa-Sitzung nicht finden lassen, die scheinbar gegen ihren Willen von Christian Ziegenhorn nominierten erklärten schuldbewusst, sie stünden nicht zur Verfügung. Erst nachhaltige Drohungen aus Reihen der Fraktionsoberen konnten hier Abhilfe schaffen.
Mahagoni-Theke statt Partyflair
Wenn studentische Gruppen von nun an Parties im VG machen wollten, müssen sie zunächst einen bürokratischen Hürdenlauf bewältigen, anschließend über 800 € als „Startgebühr“ locker machen und dürfen dann hoffen, dass sie die Zumindest wieder reinbekommen – und nicht mit Verlusten nach Hause gehen. Ungeklärt ist dabei, ob nicht noch Gelder für die Bezahlung von Sicherheitsleuten und Hausmeistern dazukommen würden – was bislang bei VG-Parties der Haupt-Ausgabeposten war. Das wird die meisten abschrecken, und so werden sie nicht in den Genuss dessen kommen, was Andi Redeker dort alles von unsere Geldern hineingestellt hat: 2 bundesligataugliche Kickertische zum Preis von 3500 € soll es geben – solche, die nur nach vorherigem Münzeinwurf sbesspielbar sind, selbstverständlich. Das Bier wird nicht etwa in Kisten auf dem Boden gelagert (wie bislang) oder in günstigen Kühlschränken verstaut, sondern in einem überteuerten, begehbaren Kühlraum – dem Lieblingskind des Konzeptverantwortlichen Redeker (O-Ton: „Ohne begehbaren Kühlschrank ist mit mir nichts zu machen“).
So ein studentischer Raum sei, mit einer Ausnahme in Frankfurt, in dieser Form bundesweit einmalig, betonte der AStA-Vorsitzende Sebastian Ehricht vor dem Stupa. Aus gutem Grund: niemand, der klar bei Verstand ist, würde mit einem solchen Projekt derartig viel Geld in den Sand setzen, nur sich den persönlichen Kick zu erfüllen, edel abfeiern zu können. Dazu kommt, dass die Räumlichkeiten in Frankfurt in ein größer nutzbares Konferenzzentrum eingebunden sind, über ein Café verfügen und wesentlich umfangreicher nutzbar sind, als Redekers privater Partykeller.
Das Ende für studentische Partykultur
Es gibt bislang an der Uni Göttingen eine lange Tradition studentischer Partykultur. Mit wenig organisatorischem und finanziellem Aufwand war es unterschiedlichsten Grüppchen und Zusammenhängen möglich, die Uni zu einem Raum zu machen, an dem wir nicht nur existieren, sondern auch leben. Das war gut und hatte einen Sinn: bürokratische Monster wie das 2-phasige Bewerbungsverfahren für den neuen Raum, die jeweils noch in unterschiedliche Schritte unterteilt sind und die im Zweifelsfall ein halbes Jahr vor dem Partytermin beginnen, entsprechen nicht dem Arbeitsrhythmus studentischer Gruppen. Mehr als 800 € Fixkosten sprengen jede seriöse Partyplanung, nicht zuletzt vor dem Hintergrund schwankender BesucherInnenzahlen. Dass wir dafür auch noch mehr Studienbeiträge an einen AStA zahlen sollen, der als Ausgleich weniger tut, schlägt dem Fass dann den Boden aus.