Let‘s fight for our rights!
Zwischen Studiengebühren und der Umstellung auf Schmalspurstudium, zwischen Plakatierverbot, Einschränkungen beim Flyerverteilen und bereits zur Normalität gewordenen Polizei-Einsätzen auf dem Campus gibt es einen Lichtblick: alles das, so können wir lernen, muss nicht hingenommen werden, es lässt sich ändern!
Was ist geschehen? Eine schnell anwachsende Gruppe Studierender hat im Übergang zwischen ZHG und Blauem Turm einen Raum besetzt. Und ist einfach nicht rausgegangen. Verzweifelt redeten der Chef des Gebäudemanagements und Vizepräsident auf die Besetzer_innen ein, ihr Vorgehen sei illegal und könne nicht geduldet werden. Ihr Verhalten sei dafür um so legitimer und das sei ihnen auch alles ziemlich schnurz, was die Kollegen vom Präsidium so finden würden, antworteten die Studierenden.
Das fanden auch andere. Der Raum wurde gut genutzt, gewann Sympathien und wurde schließlich in einer frühmorgendlichen Polizeiaktion geräumt. ‘Das musste sein, wir brauchen den Raum‘, befand das Präsidium. Um ihn dann bis zum nahenden Semesterende zu sperren. ‘Wir brauchen den Raum auch‘, befanden die NutzerInnen des Raumes – und zogen mit einer kraftvollen und entschlossenen Demonstration durch die Stadt, ließen sich auch von der Polizei nicht am Betreten des Campus abhalten – und standen schließlich wieder vor dem Raum, aus dem sie gerade herausgetragen wurden.
Auf eine Wiederbesetzung eines oder mehrerer Räume wurde verzichtet – doch die Botschaft war eindeutig: das lassen wir nicht mit uns machen. Wir wollen einen Raum, wir werden ihn uns nehmen und ihr könnt im Zweifelsfall auch nichts dagegen tun. Die Stimmung war gut und es herrschte allenthalben Entschlossenheit. Was auch am Präsidium nicht spurlos vorbeigezogen ist. Bereits am nächsten Tag hieß es, nun seien Lösungen möglich, die gestern noch nicht möglich gewesen seien.
Und so zogen sich die verantwortlichen Herren zur Klausur zurück – und präsentierten einen neuen Raum. Neu, weil es ihn bislang noch nicht gab. Aber eben geben sollte, weil er gebaut werden sollte – was mittlerweile geschehen ist. Das ist eine dieser Lösungen, die vorher noch nicht möglich waren. Vorher, das heißt: bevor eine kritische Öffentlichkeit an der Uni gezeigt hat, dass sie in der Lage ist, kollektiv zu handeln; dass sie nicht länger gewillt ist, sich die Butter vom Brot nehmen zu lassen. Dass sie nicht nur die Butter und das Brot, sondern am liebsten auch gleich Bäckerei und Molkerei haben möchte.
Dass diejenigen, die eben noch eine Räumung veranlasst haben, weder Kosten noch Mühen scheuen und einen Raum zur Verfügung zu stellen, ist kein Zufall, keine Laune der Natur und auch nicht einer plötzlichen Eingebung des Unipräsidenten geschuldet. Es ist vielmehr das Ergebnis entschlossenen politischen Vorgehens, von bewusstem Übertreten von Regeln, die eben dadurch Geschichte wurden. Verhandelt wurde mit der Uni schon viel, stets ohne Erfolg. Es gäbe eben keine geeigneten Räumlichkeiten, so die immer wiederkehrende Beschwörung der Uni-Leitung. Erst als der politische Druck erhöht wurde, kam Bewegung in die Sache. Jetzt gibt es einen Raum.
Wir wissen nun, wie es geht. Studiengebühren und Plakatierverbot, Einschränkungen beim Verteilen von Flyern und andere Unannehmlichkeiten müssen nicht so bleiben, wie sie sind. Nutzen wir diese Chance!