Basisdemokratisches Bündnis:

Blut und "Bierehre"

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Neben dem öffentlichen Auftreten mit komischen Mützen und Bändern sind Studentenverbindungen vor allem durch zwei Rituale bekannt: Die „Mensur“ und die „Kneipe“. Was oberflächlich nur als skurrile Traditionspflege erscheinen mag, verdient eine genauere Betrachtung. Mensur und Kneipe sind nämlich viel mehr als das. Den (schlagenden) Verbindungen gelten sie als zentrale Erziehungsmittel.

„Habitus ohne Mitleid“

Die Korporationen haben den Anspruch, auf die Persönlichkeitsbildung ihrer Mitglieder einzuwirken und sie zu erziehen. Ein Teil des Verbindungsspektrums, die schlagenden Verbindungen, setzt dabei auf die Mensur. Pflichtschlagende Korporationen verlangen von ihren Mitgliedern eine bestimmte Anzahl von Mensuren zu fechten, bevor sie endgültig aufgenommen werden.

Bei der Mensur stehen sich die zwei Personen, die Paukanten, mit scharfen Degen - sogenannten Schlägern - gegenüber. Der Körper ist größtenteils durch Bandagen geschützt, Teile des Kopfes liegen jedoch frei. Diese freiliegenden Stellen versuchen die Paukanten nun unter Einhaltung bestimmter Regeln zu treffen. Die Fechter dürfen vor den Schlägen des Gegners nicht zurückweichen, sondern müssen Verletzungen ohne äußere Regung in Kauf nehmen.

Hinter diesem seltsam anmutenden Ritual steht ein traditionelles Männlichkeitsideal als Erziehungsziel. In einer verbindungsstudentischen Publikation wird die Mensur zustimmend als „geradezu klassisches Initiations- und Mannbarkeitsritual“1 bezeichnet. Ein von Walter Bloem bereits 1906 veröffentlichter, aber unter „Waffenstudenten“ bis heute beliebter Korporationsroman beschreibt den Zweck der Mensur mit den Worten: „Damit wir lernen, die Zähne zusammenbeißen – damit wir Männer werden“2. Auch der Historiker Wolfgang Wippermann, selbst Alter Herr im Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV), äußert sich ähnlich: „Duelle dienten nun einmal zur Austragung von Ehrenhändeln unter Männern, während die Mensur den Zweck hatte (und hat!) den Mut von Männern zu erproben. So gesehen ist die Mensur wirklich männlich. Männer und Mensuren gehören zusammen.“3

Zentrales Element dieses Männlichkeitskonzepts ist offensichtlich „Härte“ - sowohl gegen sich selbst, als auch gegen andere. Norbert Elias hat die durch die Mensuren anerzogene Haltung daher als „Habitus ohne Mitleid“4 bezeichnet. Die Bereitschaft, dem Gegenüber ernsthafte Verletzungen zuzufügen, ist unabdingbare Voraussetzung für die Teilnahme an der Mensur. Wichtiger ist aus Sicht der Verbinder allerdings die Härte gegen sich selbst. Vom Paukanten wird erwartet, dass er die ihm zugefügten Verletzungen ohne äußere Regung hinnimmt. Die Folgen einer solchen Abhärtung beschreibt Theodor W. Adorno in seinem Aufsatz „Erziehung nach Auschwitz“:

„Die Vorstellung, Männlichkeit bestehe in einem Höchstmaß an Ertragenkönnen wurde längst zum Deckbild eines Masochismus, der - wie die Psychologie dartat – mit dem Sadismus nur allzu leicht sich zusammenfindet. Das gepriesene Hart-Sein, zu dem da erzogen werden soll, bedeutet Gleichgültigkeit gegen den Schmerz schlechthin. Dabei wird zwischen dem eigenen und dem anderer gar nicht einmal so sehr fest unterschieden. Wer hart ist gegen sich, der erkauft sich das Recht hart auch gegen andere zu sein, und rächt sich für den Schmerz, dessen Regungen er nicht zeigen durfte, die er verdrängen mußte.“5

Die Unterdrückung der eigenen Person, die totale Selbstbeherrschung, kehrt sich nach außen in der Bereitschaft zur Unterdrückung Anderer, zur gnadenlosen Herrschaft. Der vollständigen Ausmerzung des Mitleids mit sich selbst entspricht die Mitleidslosigkeit gegenüber Anderen.

Die Härte gegen sich selbst ist eng mit einem anderen Element der hier konstruierten Männlichkeit verbunden, der Unterordnung des Einzelnen unter das Kollektiv. Die Mensur dient der Korporation stets auch als Binde- und Vergemeinschaftungsmittel. Sie markiert die entscheidende Hürde vor der Aufnahme in die elitäre Gemeinschaft. Der Paukant soll durch die bewusste Inkaufnahme schwerer Verletzungen seine Bereitschaft demonstrieren, seine eigenen Interessen hinter die der Korporation zurück zu stellen. Nur wenn er bereit ist seine körperliche Unversehrtheit zu riskieren, sich verstümmeln und unter Zufügung medizinisch nicht notwendiger Schmerzen verarzten zu lassen, wenn er also sich selbst komplett verleugnet, nur dann wird ihm die Aufnahme in die Gemeinschaft gewährt. Gefordert wird also das Durchstreichen der eigenen Person, das vollständige Aufgehen im Kollektiv, oder wie es das Corps Friso-Luneburgia 1935 in einem internen Rundschreiben formulierte: „Friso-Luneburgia muss leben und wird leben, auch wenn wir darben und sterben müssen.“6

Auch der bereits zitierte Korporationsroman lässt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Dort heißt es, der Paukant solle „auf der Mensur beweisen, daß ihm körperlicher Schmerz, Entstellung, selbst schwere Wunden und Tod ... daß ihm das alles gleichgültig ist.“7 Das klingt heutzutage kaum anders. Der Wiener Burschenschafter Werner Lackner konstatiert: „Wird in einem Ritual absichtlich Blut vergossen, so bedeutet das in der Regel, daß der Wert, zu dessen Ehre das Blut fließt, höher geachtet wird als das Leben des Blutenden. Dies gilt unabhängig davon, ob der Tod tatsächlich eintritt.“8

Die nach der Mensur zurückbleibenden Gesichtsnarben, die „Schmisse“, erfüllten vor allem früher - als sie u.a. aufgrund häufigerer Partien und teilweise anderer Technik in sehr viel größerer Zahl zustande kamen - verschiedene Funktionen. Der Schmiss diente als in den Körper eingeschriebenes Abgrenzungsmerkmal gegenüber denen, die diese Verstümmelung nicht vorweisen konnten. Die Zugehörigkeit zu einer elitären Gruppe war dem „Waffenstudenten“ also sprichwörtlich „am Gesicht abzulesen“: „Der Sinn der Schmisse liegt in der Kenntlichmachung einer gesellschaftlichen Priviligiertheit und daher in der Verneinung demokratischer Tendenzen.“9 Von besonderer Relevanz war das im Kaiserreich. Die Mensurnarbe kennzeichnete hier die Mitglieder der „satisfaktionsfähigen Gesellschaft“.

Als äußerer Ausweis des Willens zur Selbstverleugnung symbolisiert(e) der Schmiss die Verwirklichung der geforderten Werte: „[D]arum haben wir den Schläger geschwungen und haben uns die Narben, welche unsere Bereitschaft zu selbstverleugnendem Einsatze fürs Vaterland versinnbildlichten, gegenseitig ins Gesicht gestempelt.“10 Das Kollektiv, in dem das Individuum sich auflösen soll, ist heute wie damals nicht nur das der eigenen Verbindung, sondern das nationale. Lackner formuliert das so: „Die Mensur wird bekanntlich nicht für sich selbst, sondern für den Bund oder »pro patria« geschlagen. Daher wird sie zum Symbol der Einsatzbereitschaft für die Gemeinschaft, fürs Vaterland.“11

Adorno sah in Ritualen wie der Mensur „eine unmittelbare Vorform der nationalsozialistischen Gewalttat.“12 Die Konsequenz, die er daraus zieht, bleibt aktuell: „Anzugehen wäre gegen jene Art [...] Initiationsriten jeglicher Gestalt, die einem Menschen physischen Schmerz – oft bis zum Unerträglichen - antun als Preis dafür, daß er sich als Dazugehöriger, als einer des Kollektivs fühlen darf.“13

„Vollpumpen“ und „Kasernenhofdrill“

Eine der Mensur in Teilen durchaus ähnliche Institution des verbindungsstudentischen Brauchtums stellt die Kneipe dar. Kennzeichnend für die Kneipe ist exzessiver, dabei jedoch hochgradig verregelter Bierkonsum, verbunden mit gemeinsamen Gesang. Die Kneipe wird geleitet von einem Präsidium, das den anderen Anwesenden gegenüber weisungsbefugt ist. Entsprechend dem Fechtcomment bei der Mensur gibt es hier den Biercomment, der den Ablauf der Trinkveranstaltung regelt. Das Präsidium hat bei Verstößen gegen den Comment die Möglichkeit „Bierstrafen“ zu verhängen und Anwesende in den „Bierverschiß“ zu schicken. Die Bestraften müssen bestimmte Quanta Alkohol konsumieren, um ihre „Bierehrlichkeit“ zu erhalten bzw. wiederzuerlangen. Von Bedeutung ist, dass die verbindungsinternen, institutionalisierten Hierarchien während des Trinkens intakt bleiben, Burschen und Füchse sind auch hier keineswegs gleichberechtigt. Unter anderem haben Burschen die Möglichkeit die Füchse zum Trinken zu zwingen.

Auch bei der Kneipe geht es um die Erziehung zu und Inszenierung von „Männlichkeit“. Offensichtlich wird dies schon dadurch, dass sich derjenige, der z.B. wegen Krankheit nicht zum Bierkonsum in der Lage ist, für „bierimpotent“ erklären lassen muss. Von Relevanz ist darüber hinaus die Konnotation der Fähigkeit zur Aufnahme großer Mengen Alkohol mit körperlicher Stärke. Trinkfestigkeit gilt stets auch als Ausweis von „Männlichkeit“. Die Bedeutung dieser Assoziation von Alkoholkonsum und „Männlichkeit“ sollte nicht unterschätzt werden. Tatsächlich diente sie Korporierten in den Debatten um die kollektiven Besäufnisse als Legitimation, indem die Teilnahme an der Kneipe mit („männlichem“) Mut und dem Erwerb („männlicher“) Stärke verknüpft wurde: „[E]s braucht Mut, um sich dem Meer von Alkohol auszusetzen, das durch den noch schwächlichen Organismus des Fuchsen hindurchströmt.“14 Hier klingt bereits die Funktion der Kneipe als Erziehungsmittel an, in anderen korporierten Veröffentlichungen wird dies deutlicher benannt. In besonders krasser Form formulierte diesen Anspruch die Deutsche Corpszeitung im Jahr 1917:

„Verbieten wir das Vollpumpen, so geben wir ein Erziehungsmittel aus der Hand! [...] Die Kneipe ist für uns, was der vielgelästerte Kasernenhofdrill, der Parademarsch für den Soldaten. So wie dort das hundertmal wiederholte ‚Knie beugt!‘ nacheinander Faulheit, Wurstigkeit, Trotz, Wut, Schlappheit und Ermattung überwindet und aus dem Gefühl der Ohnmacht und völliger Willenlosigkeit vor dem Vorgesetzten die Disziplin hervorgehen läßt, so bietet bei uns das ‚Rest weg!‘ dem Älteren vor dem Jüngeren immer Gelegenheit, seine unbedingte Überlegenheit zu zeigen, zu strafen, Abstand zu wahren, die Atmosphäre zu erhalten, die für das ständige Erziehungswerk des Corps unbedingte Erfordernis ist.“15

Neben dem positiven Bezug auf den „vielgelästerten Kasernenhofdrill“ ist hier die Affirmation von „Ohnmacht und völliger Willenlosigkeit“ von besonderem Interesse. Erziehungsziel ist es also, dem Verbindungsmitglied zu verdeutlichen, dass es als Individuum nichts zählt. Solange es einen eigenen Willen artikulieren kann, ist die Erziehung noch nicht abgeschlossen, die angestrebte „Disziplin“ noch nicht erreicht. Durch das im Zitat erwähnte „‚Rest weg!‘“, die Anweisung zum weiteren Bierkonsum, wird der Fuchs gezwungen sich unterzuordnen und dabei über die eigene körperliche Grenze hinaus zu gehen. Der befehlende Bursche kann ihn nach Belieben „Vollpumpen“, er hat eine weitere Gelegenheit sich an die Unterwerfung „Schwächerer“, die Ausübung von Herrschaft zu gewöhnen. Zwar mag es einen offiziellen Trinkzwang (teilweise) nicht mehr geben. Dieser erscheint jedoch auch gar nicht notwendig. Der Fuchs wird dennoch alles daran setzen, der Aufforderung nachzukommen, da die Zugehörigkeit zur Gemeinschaft an den verlangten Bierkonsum geknüpft ist. Der Verbindungsaussteiger Stephan Peters stellt fest:

„Dieser für die Corps als recht einschneidend dargestellte offizielle Beschluß [zur Abschaffung des Trinkzwangs, d. Verf.] ist für die Gemeinschaft von geringer Wirkung, solange die an den Genuß von Alkohol gekoppelte Bierehre noch existent ist. Die Bierehre ist jedoch die gemeinschaftliche Einigung, nach der sich alle zu fügen haben.“16

Die Kneipe hat „mit der Mensur den Zugriff auf den Körper der Mitglieder gemein.“17 Wie bei der Mensur soll das Individuum sich selbst negieren, lernen die „eigenen Grenzen zu vergewaltigen“18 und sich der Gemeinschaft zu „opfern“: So wie sich der Korporierte im oben zitierten „Meer aus Alkohol“ verliert, so soll er aufgehen im Bund. Der Alkoholexzess führt „zur rauschhaften Aufhebung der Individuen“19, zur „rituellen Auflösung der Grenzen zwischen den Individuen zur Schaffung eines Kollektivs“13.

Eine besondere Ausformung erhält diese Gemeinschaft durch die sogenannten „Bierfamilien“. Jeder Fuchs wählt sich dauerhaft einen „Leibburschen“ oder „Biervater“, der ihm bei der Einführung in die Verbindung helfen soll, zwischen den beiden besteht ein „Leibverhältnis“. „Aus diesen Leibverhältnissen entsteht eine Bierfamilie, die meist einen besonderen Zusammenhalt entwickelt und die sich über viele ‚Generationen‘ erstrecken kann.“20 Früher üblich war zudem der Begriff des „Bierstaates“. Was hier zum Ausdruck kommt ist die Vorstellung (und das Ideal) einer Gemeinschaft ohne Frauen, die „sich quasi parthenogenetisch reproduzieren“21 kann. Es ist, wie Alexandra Kurth richtig bemerkt hat, die „Utopie der reinen Männergesellschaft“22.

Dietrich Heither hat noch auf weitere während der Kneipe praktizierte Rituale, die der Inszenierung von Männlichkeit dienen, aufmerksam gemacht: „Das donnernde Aufschlagen der Bierkrüge beim Reiben des Salamanders kann in diesem Kontext genauso als eine Ausdrucksform kollektiver, männlicher Stärke interpretiert werden wie der ‚Landesvater‘“23. Beim Landesvater, der als feierlichstes Ritual einer Verbindung zur Ehrung des „Vaterlandes“ vollzogen wird, durchstoßen die Korporierten ihre Mützen mit dem Schläger. Interessant ist in diesem Zusammenhang die symbolische Bedeutung, die dem Durchstechen der Mütze von den „Waffenstudenten“ zugemessen wird. Walter Bloem sieht diese Handlung als „ein Gleichnis der Bereitschaft zum Tode fürs Vaterland“24. Diese Interpretation deckt sich mit der Deutung Stephan Peters, der als Sinn dieses Rituals „die totale Unterordnung unter die Belange der Gemeinschaft“25 identifiziert.

Männerbund und Volksgemeinschaft

Durch die korporativen Erziehungsmittel werden die verbindungsstudentischen Gesellschaftsvorstellungen sowohl zum Ausdruck gebracht als auch ständig reproduziert. Basis ist - vor allem bei den „Waffenstudenten“ – der „Wille zum heldischen Männerbund“11 und damit zur „männlichen Gesellschaft“26. Der Kern des Männerbundes ist die Feinderklärung, die „Umlenkung der intraspezifischen Aggression [...] auf ein Ziel außerhalb der eigenen Gruppe.“26 Die martialische Sprache - das ständige Gerede über Tod, Soldaten und Kasernenhöfe - ist kein Zufall. Entsprechend der Konfrontation mit einem äußeren Feind setzt sich das angestrebte Männlichkeitsideal vor allem aus zwei Komponenten zusammen: Unbarmherziger Härte und totaler Unterordnung unter die Gemeinschaft.

Die Erziehungsmittel der Verbindungen sind genau auf diese Werte ausgerichtet. Gefordert wird extreme Härte gegen sich selbst, die Verbindung verlangt dabei auch den Zugriff auf den Körper ihrer Mitglieder. Diese Härte ist tendenziell grenzenlos, das Aufgehen im Kollektiv findet seine Vollendung in der Opferung der eigenen Person. Eine Gemeinschaft von Gleichen ist der Bund allerdings nicht, stattdessen sind Hierarchien fester Bestandteil der Erziehung. Sie dienen der Einübung in die Ausübung von Herrschaft. Der Korporierte lernt die Selbstbeherrschung auf die Spitze zu treiben, die „Unmännlichkeit“ in sich selbst „bis aufs Blut“ zu bekämpfen und sich „Stärkeren“ unterzuordnen. All das erträgt er nur in dem Bewusstsein, selbst auch Andere beherrschen, die „Unmännlichkeit“ als Äußeres bekämpfen und sich Schwächere unterordnen zu dürfen. Die Zugehörigkeit zu einem Kollektiv, das Macht über Andere ausübt, ist die Belohnung für die Negation der eigenen Person.

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Dem Bund der Korporierten entspricht auf anderer Stufe eine hierarchisch geordnete, gegen äußere Feinde zusammengeschlossene Nation. Diese Ebene wird von den Verbindern stets mitgedacht, daran lassen nicht nur die zitierten Äußerungen keinen Zweifel. Zutreffend bleibt daher, was schon in den 1960er Jahren in einer verbindungskritischen Publikation konstatiert wurde: „Und so entwickelt sich aus der Ideologie der Korporationsgemeinschaft eine Ideologie der Volksgemeinschaft“27.

Die Existenz von Institutionen, die eine solche Erziehung praktizieren, kann nicht einfach hingenommen werden, sondern bedarf des entschiedenen Widerspruchs. Nicht nur, aber auch aus historischer Erfahrung: „[W]ir brachten einen guten Teil der Voraussetzungen für echten Nationalsozialismus mit. Und wir mußten, wenn wir die Grundideen unserer corpsstudentischen Erziehung in uns fortwirken ließen, ganz besonders aufgeschlossen sein für das so urdeutsche Gedankengut des Nationalsozialismus.“28


1) Roland Girtler, Corpsstudentische Symbole und Rituale – die Traditionen der Antike und der frühen Universitäten, S. 371. In: Rolf-Joachim Baum (Hrsg.), „Wir wollen Männer, wir wollen Taten!“. Deutsche Corpsstudenten 1848 bis heute, Hannover 1998, S. 343 – 382.

2) Walter Bloem, Der krasse Fuchs, Leipzig 1906, S. 184 ff. Zitiert nach Dietrich Heither, Verbündete Männer. Die Deutsche Burschenschaft – Weltanschauung, Politik und Brauchtum, Köln 2000 , S. 66.

3) Wolfgang Wippermann, Männer und Mensuren. Waffenstudenten in geschlechtergeschichtlicher Sicht, S. 238. In: Harm-Hinrich Brandt / Matthias Stickler (Hrsg.), „Der Burschen Herrlichkeit“. Geschichte und Gegenwart des studentischen Korporationswesens, Würzburg 1998, S. 231 – 248.

4) Norbert Elias, Studien über die Deutschen. Machtkämpfe und Habitusentwicklung im 19. und 20. Jahrhundert, hrsg. von Michael Schröter, Frankfurt am Main 2005, S. 160.

5) Theodor W. Adorno, Erziehung nach Auschwitz, S. 682. In: ders., Kulturkritik und Gesellschaft I / II, Frankfurt 1977, S. 674 - 690.

6) Joachim Ziemann, Heinrich-Jürgen Lochmüller, Die Chronik des Corps Friso-Luneburgia, Köln 2004, S. 79.

7) Bloem, Fuchs, S. 184 ff. Zitiert nach Heither, Männer, S. 66.

8) Werner Lackner, Die Mensur. Der rituelle Zweikampf deutscher Studenten (http://olympia.burschenschaft.at/ged_mensur_text.htm Stand: 18.6.2008)

9) Lutz E. Finke, Gestatte mir Hochachtungsschluck. Bundesdeutschlands korporierte Elite, Hamburg 1963, S. 76.

10) Walter Bloem, Mein Leben. Unveröffentlichtes, maschinenschriftliches Manuskript, Fundort: Stadtarchiv Wuppertal. Nachlass Walter Bloem, Mappe 33, S. 44. Zitiert nach Heither, Männer, S. 70.

11) Lackner, Mensur.

12) Adorno, Erziehung, S. 682.

13) Ebd.

14) Centralblatt des Zofingervereins, 1905, S. 28. Zitiert nach Lynn Blattmann: „Laßt uns den Eid des neuen Bundes schwören ...“. Schweizerische Studentenverbindungen als Männerbünde 1870 – 1914, S. 134. In: Thomas Kühne (Hrsg.), Männergeschichte – Geschlechtergeschichte. Männlichkeiten im Wandel der Moderne, Frankfurt/Main / New York 1996, S. 119 – 135.

15) Deutche Corpszeitung, Nr. 428 (1917). Zitiert nach: Finke, Hochachtungsschluck, S. 21.

16) tephan Peters, Elite sein. Wie und für welche Gesellschaft sozialisiert eine studentische Korporation?, Marburg 2004, S. 219. Recherchen im Internet bestätigen die von Peters konstatierte Bedeutung der „Bierehre“. Zumindest teilweise scheinen die Korporationen ein recht seltsames Verständnis von Zwang zu haben. So heißt es z. B. auf der Internetseite der Burschenschaft Cimbria Nürnberg einerseits, es gebe „keinen Trinkzwang mehr“ und „Niemand darf gezwungen werden über seine Kräfte zu trinken!“. Andererseits steht auf der gleichen Seite im Bezug auf den „Bierverschiß“: „Paukt [d.h. trinkt, d. Verf.] er sich aus diesem nicht heraus, wird er der Kneipe verwiesen und gesondert zur Rechenschaft gezogen.“ (Burschenschaft Cimbria Nürnberg 1913 e.V., Der Comment der Burschenschaft Cimbria, http://cimbria-nuernberg.de/comment.htm (Stand: 15.4.2007)).

17) Blattmann, Eid, S. 124.

18) Ebd., S. 126.

19) Ebd., S. 130.

20) Friedhelm Golücke, Studentenwörterbuch. Das akademische Leben von A bis Z, Graz / Wien / Köln 1987, S. 61.

21) Blattmann, Eid, S. 131.

22) Alexandra Kurth, Männer – Bünde – Rituale. Studentenverbindungen seit 1800, Frankfurt/Main / New York 2004, S. 110.

23) Heither, Männer, S. 73.

24) Walter Bloem, Der krasse Fuchs, Leipzig 1911 (Erstveröffentlichung 1906), S. 45. Zitiert nach Michael Lemling, Ja, ein Mann! Das wollte er werden... Marburger Studentenromane und -erzählungen, S. 56. In: Jörg Jochen Berns (Hrsg.), Marburg-Bilder. Eine Ansichtssache. Zeugnisse aus fünf Jahrhunderten, Bd. 2, Marburg 1996 (Marburger Stadtschriften zur Geschichte und Kultur 53), S. 53 – 68.

25) Peters, Elite, S. 213.

26) Ebd

27) Finke, Hochachtungsschluck, S. 68.

28) Deutsche Corpszeitung, Mai 1934. Zitiert nach Finke, Hochachtungsschluck, S. 99.


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