Basisdemokratisches Bündnis:

Willkommen an der Uni, Autonomicum Freiraum Café!

Nach der Besetzung des MZG1140 im Januar und den darauf folgenden Auseinandersetzungen um einen selbstorganisierten Freiraum an der Uni ist im Juni der erkämpfe Raum im Erdgeschoss des blauen Turms bezogen worden. Über die Semesterferien haben die Nutzer_innen sich eingerichtet und im Oktober zur offiziellen Einweihungsparty geladen.

Vorgeschichte – vom Kollabs...

Vor ca. 2 Jahren nutzte die Uni den damaligen Brand im Oeconomicum, um dort die Räume genau so neu zu sortieren, dass das damalige selbstverwaltete Café Kollabs trotz bestehendem Nutzer_innen-Vertrag nicht mehr darin vorkam. In einem trockenen Schreiben erklärte damals die Raumverwaltung in wenigen Sätzen den Nutzer_innen, den Vertrag auslaufen zu lassen und in der Restlaufzeit den darin zugesicherten Raum nicht mehr zur Verfügung zu stellen.1

Die Nutzer_innen reagierten trotz Verleumdungskampagne gegen das damalige Café (man dachte sich aus der Verantwortung ziehen zu können, wenn man einfach dem Kollabs den Brand in die Schuhe schiebt – wofür bis heute keinerlei Belege gefunden sind)2 darauf sehr verhalten und genau so, wie es die Uni gern hat: Sie suchten Verhandlungen. Verhandlungen hat die Uni deswegen gerne, weil man sich offen geben kann aber sich dennoch keinen Zentimeter bewegen muss.

... zur Besetzung des MZG1140

Nach 2 Jahren ohne nutzbaren Raum entschlossen sich einige Studierende (darunter nicht nur ehemalige Kollabs-Nutzer_innen, sondern auch viele die neu dazu gekommen waren, um einen neuen Freiraum zu erkämpfen) sich nicht länger von der Uni vorführen zu lassen. Sie nahmen die Gestaltung ihrer Umgebung selbst in die Hand und besetzten den Raum MZG1140 zwischen ZHG und blauen Turm.

Der Raum schien in den 2 Wochen, die die Besetzung andauerte, in der Tat ein zentrales Bedürfnis vieler Studierender anzusprechen: Über 50 Leute drängten sich mich mitunter in den kleinen Raum. Die Uni-Leitung setzte die Besetzung merklich unter Druck. Man erklärte sich als erstes selbstverständlich – was auch sonst – verhandlungsbereit. Auch dies zunächst mehr Schein als Sein – die Angebote, die den Nutzer_innen gemacht wurden waren lächerlich.3 Aber genug um den Nutzer_innen fehlende Verhandlungsbereitschaft unterstellen zu können und den Raum gewaltsam durch die Polizei räumen zu lassen. Aufgrund des besonnenen Verhaltens der Nutzer_innen verlief die Räumung jedoch recht friedlich und ohne Verletzungen oder Sachschaden durch die Polizei.

Widerstand notfalls aus dem Blickfeld prügeln zu lassen ist aber bekanntlich nicht immer besonders zielführend. Die Uni provozierte damit die dynamische Spontandemo am darauf folgenden Tag, die deutlich machte, dass die Nutzer_innen jederzeit sich einen neuen Raum holen könnten. Während die Demo in der Innenstadt durch ein kreatives „out of control“-Konzept4 immer wieder die Spaliere der Polizei abschüttelte, drang sie am Campus bis zu dem kurz zuvor geräumten Raum vor und machte deutlich, dass die Besetzer_innen jederzeit zurück kommen könnten, wenn sie wollten.

Weitere Aktionen wurden angekündigt, die den Vertreter_innen der Uni wohl entgültig kalte Füße bereiteten. Plötzlich lag ein zuvor immer als unmöglich behauptetes Angebot auf dem Tisch, dass den Kriterien der Nutzer_innen sogar mehr entsprach, als zu erwarten gewesen wäre. Die Uni stelle einen Raum im Keller des Blauen Turms zur Verfügung, der gerade durch den Umzug des StudIT frei geworden war.

„...und raus bist du!“ – Kriminalisierung von Demonstrierenden

Dass die Spontandemo nach der Räumung selbst bestimmen wollte, wo es lang geht, und dies mittels des „out of control“-Konzept auch teilweise durchzusetzen vermochte, wollte die Polizei wohl nicht auf sich sitzen lassen. Außerdem muss das massiv übertriebene Polizeiaufgebot, dass seit wenigen Jahren jede Demo in der Innenstadt mit Spalier begleitet, irgendwie gerechtfertigt werden.

Da also von der Demonstration keine wirklichen Straftaten ausgingen, tat Staat, was er in solchen Fällen gerne tut: Ein Aktivist, von dem auf der Demo fleißig Video-Aufzeichnungen gemacht wurde, wurde herausgepickt, um ihm erfundene Straftaten anzudichten. Dieser muss sich jetzt mit Strafverfahren zu angeblichem „Landfriedensbruch“ auseinandersetzen – letztlich dafür, an einer Demonstration teilgenommen zu haben.5

Der Angriff auf einen Einzelnen muss daher als Angriff auf die Freiraum-Kämpfe insgesamt gewertet werden: Kriminalisiert wird hier nicht nur ein Aktivist, sondern die Spontandemo insgesamt. Demonstrieren selbst, zumal unangemeldet, soll hier bereits den Geruch des Illegalen bekommen. Hier ist also die Solidarität von uns allen gefragt.

Von „Interessenvertretung der Studierenden“

Über die Besetzung würde auch im Studierendenparlament diskutiert. Die damaligen Vertreter_innen des AStA (ADF und Jusos) zeigten sich sehr verhalten, sich in die Auseinandersetzung einzubringen. Obwohl gerade die Tonangeber_innen der ADF gerne gegen jede Kritik darauf bestehen, dass sie allem voran stellvertretende „Interessenvertretung der Studierenden“ leisten würden, schien dies für sie die studentischen Belange nicht zu tangieren. Es wurde sich damit aus der Affäre gezogen, dass man sich doch nicht auf „illegale“ Formen einlassen dürfe. Schließlich könne man auch ohne Druck erzeugende Maßnahmen – ja was sonst – verhandeln. So hielt sich der AStA heraus und überließ es doch den Studierenden selbst, ihre Interessen in die Hand zu nehmen. Dies wahrlich grandiose Ironie, denn das ist schließlich seit jeher Grundsatz der emanzipatorischen Kräfte wie dem BB, dass Interessenvertretung von den Betroffen an der Basis selbst organisiert, statt von angehenden Berufspolitiker_innen „vertreten“ gehört – nur mit dem Unterschied, dass ein basisdemokratischer AStA seine Möglichkeiten nutzen würde, diese zu unterstützen.

Nun könnte man sich darüber beschweren, dass der AStA sich nicht eingemischt hat. Es stellte sich allerdings sehr bald heraus, dass es für die Betroffenen meist auch besser ist, wenn dieser AStA nicht mitmischt. In der ersten öffentlichen Erklärung vom AStA, die erst kam, als der Raum polizeilich geräumt wurde, wurde nicht etwa das harte Vorgehen des Uni-Präsidiums kritisiert, sondern dieses lediglich „bedauert“ und damit entschuldigt, dass letztlich die Besetzer_innen selbst daran Schuld seien: Darin heißt es, die Besetzer_innen „müssen [..] sich vorhalten lassen, dass sie durch Annahme bereits des ersten Übergangsangebotes der Universitätsleitung ihre rechtswidrige Protestform hätten aufgeben und weiteren Spielraum für eine Verhandlungslösung gewinnen können.“6 Damit machte der AStA entgültig klar, dass ein Polizeieinsatz gegen die Studierende vom AStA weniger Widerspruch provoziert, als selbstbestimmte Basisaktivität in der Studierendenschaft. Folgerichtig versteht sich der AStA hier auch nicht mehr als „Interessenvertretung“ der Studierenden, sondern bestenfalls als neutraler Vermittler: „der AStA ist [..] auch weiterhin bereit bei Bedarf vermittelnd zwischen den Streitparteien tätig zu sein“.

Aber auch hinter den Kulissen wurden Vertreter_innen der ADF aktiv, nur ganz und gar nicht im Sinne ihrer „Vertretenen“. So stellte sich in den Verhandlungen um den jetzigen Raum nur zufällig heraus, dass ein ADF-Vertreter dafür verantwortlich zeichnete, dass die Uni auf ein Nutzungsentgeld (Stromkosten) für den Raum bestand. Das war zuvor nie in der Debatte, jedoch sah sich die Uni-Leitung dazu genötigt, um nicht in Konflikt mit den AStA zu kommen: Der AStA zahlt schließlich für sein Raum-Projekt im Keller des VG („Vertigo“) den Strom, also soll das Autonomicum damit nicht billiger weg kommen. Dem AStA war es ja schon beim Bau des „Vertigo“ Wert, mehr als die Hälfte des Jahreshaushaltes zu verpulvern, um einen Konflikt mit der Uni aus dem Weg zu gehen. Statt die Uni dafür in die Kritik zu nehmen, dass diese seit der VG-Renovierung schlicht keine studentischen Parties mehr zulassen will, wurde ein eigener Raum für rund 350.000 € gebaut.7 Gleiches gilt dann auch für die Stromkostenfrage: Statt mal entschlossen die Uni unter Druck zu setzen, besteht der AStA einfach darauf, dass auch die anderen mehr zahlen sollen. Wahrlich eine Glanzleistung „studentischer Interessenvertretung“.

Nun könnte man sich fragen, welches Interesse der AStA überhaupt hat, den Initiativen der Studierenden sich in den Weg zu stellen. Gewiss spielen in der ADF-Ideologie Anti-Linke Ressentiments seit der Gründung in den 90er-Jahren eine zentrale Rolle. Diese entwickeln sich mitunter auch schonmal zur Paranoia vor allem, was als „Links“ wahrgenommen wird.8 So befürchtet die ADF wohl durchaus, dass dem jetzigen AStA die Wähler_innen davon laufen, wenn Basisaktivitäten, wie die Erkämpfung von Freiräumen, Erfolge zeigen. Das würde ja gerade die Stellvertreter_innen-Politik der Möchtegern-Berufspolitiker_innen von ADF & Co als jenen handlungsunfähigen Ansatz bloßstellen, der seit Jahren im AStA herum sitzt.

Seit missglückter Gegenstimmungsmache versucht der AStA nun selbst auf den Freiraum-Zug aufzuspringen. Das AStA Geldverbrennungs-Projekt des „Vertigo“ wird neuerdings in der Revista auch „selbstverwalteter Freiraum“ genannt.9 Dass andere Studierende einen Raum auf viel sinnvollere Weise erkämpft bekommen haben, stellt selbstverständlich die Schmusepolitik des AStA in den Schatten. Ein möglicher Grund, dem Autonomicum Steine in den Weg zu legen. Schon allein deswegen wäre es verkehrt, den VG-Keller als Zugewinn für die studentischen Räume an der Uni zu betrachten, denn für die ADF war dies von vornherein ein Konkurrenzprojekt zu den Aktivitäten der studentischen Basis selbst, um den eigenen Ruf und die Machtposition im AStA abzusichern.10

Das Autonomicum

Im Juni wurde der neue Raum im Erdgeschoss des Blauen Turms bezogen. Inzwischen haben sich die Nutzer_innen ganz gut eingerichtet: Kaffee und Tee werden auf Spendenbasis organisiert. Jede kann sich einen Umsonst-Kaffee nehmen, unabhängig davon, ob man gerade genug Geld in der Tasche dafür hat. Die Spendenkasse sorgt hier für eine Umverteilung. Dies ist ein erster kleiner Ansatz für den Versuch, Alternativen zum bestehenden Leistungszwang erfahrbar zu machen.

Neben spendenbasiertem Umsonst-Kaffee und -Tee findet sich im Raum eine Sofa-Ecke, ein Arbeitsplatz mit zwei Computern, diverse Café-Tische in angenehmer Atmosphäre. Im Raum lässt sich ein Kaffee zwischen den Uni-Veranstaltungen genießen, ein Buch lesen oder sich zum planen der nächsten Demo treffen. Der Raum ist wochentags täglich bis 24h offen und für jede nutzbar.

Auch für Veranstaltungen wird der Raum inzwischen rege von verschiedenen Gruppen genutzt: Für Veranstaltungen, die dem emanzipatorischem Anspruch des Raumes nicht widersprechen, ist der Raum jederzeit offen. Über einen Zeitplan kann jede Gruppe eintragen, wann sie eine Veranstaltung machen möchte. Einzige Einschränkung die auf dem Nutzer_innen-Plenum beschlossen wurde, ist, dass keine Veranstaltung andere aus dem Raum verdrängen soll – die Offenheit muss gewahrt bleiben.

Die Gestaltung des Raumes und organisatorische Fragen werden auf dem offenen Nutzer_innen-Plenum besprochen, das sich momentan alle 2 Wochen Freitags um 16 Uhr im Raum trifft. Um den Raum sauber zu halten und die Versorgung mit Kaffee usw. am laufen zu halten, haben sich die Nutzer_innen entschlossen, wöchentliche CareGroups einzurichten: Jede Woche finden sich einige Nutzer_innen zusammen, die die Verantwortung dafür übernehmen, zu schauen, dass immer alles da ist, was gebraucht wird, und im Zweifelsfall mal geputzt wird, wenn dies nicht bereits in Eigenregie passiert. Wer also den Raum unterstützen möchte, kann sich mit Freund_innen zusammen tun und mal eine CareGroup bilden.

Freiraum, wieso eigentlich?

„Wozu braucht es ein weiteres Café an der Uni?“, könnte mensch sich fragen. „Beim Kampf um den Raum ging es nicht um Kaffee, sondern um Freiräume“, könnte mensch antworten. Nicht erst die Einführung von BA-Studiengängen hat dafür gesorgt, dass den Studierenden die Kontrolle darüber, ihren eigenen Alltag zu gestalten, weiter entzogen wurde. Auch an der Uni, wie im Rest der Gesellschaft auch, bewegen wir uns nicht in einer Umgebung, die wir selbstbestimmt gestalten. Im Gegenteil: Die Umgestaltung der Uni-Räume, die mit der Renovierung diverser Uni-Gebäude einhergeht, die zunehmende Verschärfung von Plakatierverbot und Durchregulierung des Erscheinungsbildes Uni und des Studiums sprechen gegenüber denen, die sich dort aufhalten, eine deutliche Sprache: Nicht einfach ein Ort, an dem sie sich aufhalten und entsprechend diesen nach ihren Bedürfnissen gestalten, soll die Uni sein. Vielmehr als Kund_innen oder Gäste sollen sich Studierende verstehen, die per Zahlung von Studiengebühren und Ablegen ständiger Prüfungsleistungen die Ware Bildungszertifikat erwerben. Das Kundenverständnis sorgt dabei dafür, dass als frei verhandelter „Vertrag“ erscheinen kann, was eine durchregulierte Verwertbarmachung für eine verrückte Gesellschaftsordnung ist. Eine Gesellschaftsordnung, die sich nicht um die Wünsche und Bedürfnisse der Menschen schert, sondern um die reibungslose Wertverwertung und entsprechend notwendiges „Humankapital“ sich sorgt. Nicht als freie Menschen, die sich gemeinsam darauf verständigen, wie sie hier aufeinandertreffen wollen, sondern als Abhängige einer autoritären Institution, die die Bedingungen ihrer Wissensaneignung vorgibt, stehen wir also auf dem Campus.

Gegen solche „Entfremdung“ von der eigenen Umgebung, die die kapitalistische Gesellschaft insgesamt kennzeichnet und eben auch an der Uni sich wieder findet, richtet sich der Kampf um Freiräume. Räume, die selbstbestimmt von denen gestaltet werden, die sich darin aufhalten, ist ein Ziel dieser sozialen Auseinandersetzungen – darin lehnt sich der Kampf um einen Freiraum an der Uni eng an Hausbesetzer_innen-Bewegungen an und steht im Kontext von ähnlichen Kämpfen, wie etwa die Auseinandersetzungen rund um die „heretostay“-Kampagne vergangenen Jahres.11

Räume wie das Autonomicum sind längst keine Überwindung dieses Zustandes. Aber sie bieten zum einen einen Schutzraum, eine Möglichkeit, sich dem Leistungszwang an der Uni und den Herrschaftsverhältnissen ein wenig zu entziehen. Zum anderen schaffen sie einen Raum, in dem Selbstbestimmung erfahrbar wird. Sie halten also das Bewusstsein darüber, dass es auch anders geht, wach. Darüber hinaus aber bieten sie einen Ort, an dem konkret Alternativen zum fremdbestimmten Alltag entwickelt und ausprobiert werden können, die über die bestehende Gesellschaftsordnung hinaus weisen. Solche alternativen Praktiken des Zusammenlebens zu entwickeln, die sich von den herrschaftsförmigen unterscheiden, die wir sonst gewohnt sind, ist ein notwendiger Bestandteil emanzipatorischer Praxis, die auf gesellschaftlichen Wandel abzielt.

Bei der Aneignung des eigenen Lebensumfeldes wäre es aber verkehrt davon auszugehen, dass dies in einer „Freiheit“ davon, sich kritisch auch mit seinem eigenen Verhalten auseinander zu setzen, ginge. Das „Frei“ in Freiraum steht in erster Linie für das Bestreben nach Freiheit von Herrschaftsverhältnissen und Fremdbestimmung. Herrschaft in der bürgerlichen Gesellschaft hat allerdings viele Formen und drückt sich in Verhältnissen wie Patriarchat, Rassismus, Autoritarismus, Arbeitszwang aus. Solche Herrschaftsverhältnisse hören nicht vor der Tür eines Freiraums auf. Sie strukturieren nicht nur die bürgerliche Gesellschaft insgesamt, sondern das Denken und Handeln jedes Einzelnen. Bei einem Raum, der über Herrschaft und Fremdbestimmung hinausweisen soll, muss es also auch immer darum gehen, solche Strukturen abzubauen. Das heißt dann auch, dass Sexismus, Homophobie, Rassismus, Antisemitismus, Nationalismus, Autoritarismus usw. im Raum und bei sich selbst aktiv bekämpft gehören. Nicht zuletzt deswegen hängt an der Tür das Schild, dass Verbinder und Burschenschafter, die offen herrschaftsförmigen Umgang praktizieren, im Raum nichts zu suchen haben12. Sexistisches, homophobes, rassistisches, nationalistisches usw. Verhalten, welches andere Menschen aus dem Raum verdrängt, wird von den Nutzer_innen im Raum nicht geduldet.

Da sich Strukturen etwa wie patriarchale Arbeitsteilung (Frauen putzen, Männer nutzen) auch immer wieder unbewusst herstellen können, braucht es eine Reflexion darüber, wie die Gestaltung des Raumes funktioniert. Für solche Themen soll auch das Plenum einen Raum bieten, darüber zu reflektieren, wie die Selbstorganisationsstrukturen funktionieren und an welchen Stellen Handlungsbedarf besteht.

Der Kampf um das Autonomicum Freiraum-Café kann als erster Erfolg gewertet werden. Er zeigte, dass ein bedachtes aber entschlossenes Vorgehen durchaus noch in der Lage ist, emanzipatorische Veränderungen durchzusetzen. Aber das Autonomicum ist erst ein erster kleiner Schritt zu einer freien Gesellschaft ohne Fremdbestimmung und Herrschaft.


1) Ausführlicher über die Kündigung des Kollabs siehe. „Gelegenheit macht Diebe“, http://bb-goettingen.de/615

2) Mehr zu den Unterstellungen in „Der Brand im Oeconomicum und die Unterstellungen gegen das Cafe Kollabs“, http://bb-goettingen.de/1028

3) Es handelte sich zunächst um einen Raum im abrissbereiten ehemaligen Heizwerk, dem die Uni-Leitung selbst ca. 3 Monate noch gaben, bis das Gebäude eingerissen werden sollte. Im Anschluss sollte ein Raum im AstA-Gebäude umfunktioniert werden – vermutlich in der Hoffnung, Konflikte zwischen AStA und linker Basisaktivität instrumentalisieren zu können.

4) Mehr über das „out of control“-Konzept im Interview „Repressionen auf Demos und Gegenstrategien“ mit einer Basisgruppen-Aktivistin unter http://bb-goettingen.de/1070

5) Vgl „Stupa verurteilt Polizeieinsatz auf dem Campus - Anzeige wegen Anwesenheit auf Spontandemo“, http://bb-goettingen.de/1069

6) http://asta.uni-goettingen.de/index.php?id=941

7) Vgl. „ADF-Gebühren-Abzocke“ http://www.bb-goettingen.de/1076

8) Ein Beispiel von vielen: Zu den Gegenaktivitäten zu einem Nazi-Aufmarsch im Jahre 2005 etwa halluzinierte Sven Grünewald (ADF) in einem Artikel in der „AStA Revista“ über gewaltbereite Linke, die unter anderem mit Eisenstangen auf Polizist_innen eingeschlagen haben sollen. Selbst die Polizei wusste davon nichts zu berichten. Grünewald diente seine Phantasie jedoch dazu, die linken Gegenaktivitäten mit Gewalttaten der Nazis gleich zu setzen, und einen Artikel zu schreiben, der von der Gefahr, die von rechtsextremen Gewalttaten ausgeht, nichts weiß (sie werden als Karnevalsverein verharmlost), aber im Antifaschismus eine übermächtige Bedrohung ausmacht.

Vgl. „Rinks und Lechts? Vom Velwechsern.“, http://www.bb-goettingen.de/408, „Alles das Gleiche!“, http://www.bb-goettingen.de/1330 bzw. „D ‘r (NPD-)Zock kütt – 399 Luftballons“ aus AStA-Revista Nr. 123 vom Dezember 2005, Seite 7

9) AStA Revista Nr. 139, Jul 2008

10) In diesem Kontext verwundert es auch nicht, dass der AStA keine Miene verzog, nachdem zahlreiche (nicht nur linke) Fachschaften und Fachschaftsräte einen offenen Brief an den AStA richteten und erklärten, dass sie den Raum unter den Bedingungen des AstA-Konzept nicht nutzen könnten und die Finanzierungsgrundlage für Wahnsinn halten. Die Ignoranz des AStA gegenüber den Fachschaften offenbart die Leere, die in seinem Begriff von „Selbstverwaltung“ steckt und zeigt einmal mehr, dass es dem AStA in erster Linie um Profilierung gegenüber den Freiraum-Aktivist_innen geht.

Der Brief ist dokumentiert unter: http://bgjura.blogsport.de/2008/06/16/viel-spass-mit-den-schulden-wir-feiern-woanders/

11) Die „heretostay“-Kampagne ist ein Zusammenschluss von Bewohner_innen selbstverwalteter Studierendenwohnheime in der Roten Straße, Gotmarstraße, Kreuzbergring, Goßlerstraße, die sich gegen den Vorstoß des Studentenwerks, den Bewohner_innen weite Teile der Kontrolle über ihre Wohnungen zu entziehen, vergangenen Jahres erfolgreich zur Wehr setzte. Vgl. Artikel unter „here to stay“, www.bb-goettingen.de/1115

12) Über das Verhältnis von Studentenverbindungen/Burschenschaften und Rassismus, Antisemitismus, Homophobie, Sexismus usw. vgl. Artikel unter „Studentenverbindungen“, www.bb-goettingen.de/973


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