Basisdemokratisches Bündnis:

Was ist die Kulturanthropologie / Europäische Ethnologie?

Das Fach und Institut

Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie, kurz KA/EE, ging aus der früheren Volkskunde hervor.

Diese verstand sich in Abgrenzung von der Völkerkunde (Ethnologie), die sich mit den Lebensgewohnheiten fremder ‘Völker‘ beschäftigt, und untersuchte Riten, Bräuche Wohn-, Ess- und Kleidungsgewohnheiten, welche die eigene Gesellschaft ausmachen. Nicht selten spielte um 1900 das Bestreben ein Rolle, die eigene Kultur zu wahren und vor einem beschworenen Verfall zu beschützen und einen ‘Volkskörper‘ zu kontruieren. Somit hat die Volkskunde einen entscheidenden Beitrag geleistet zur Ideologie der ‘Volksgemeinschaft‘ in und vor der Zeit des Nationalsozialismus.

Im Rahmen der KA/EE meint der Begriff ‘Volk‘ nicht eine ethnische Kategorie, sondern eine Masse von Menschen, das ‘gemeine Volk‘, einfach ‘die Leute‘.

In diesem Sinne versteht man auch den Begriff ‘populäre Kultur‘ o.Ä.

Um Missverständnisse zu vermeiden heißt das Fach in Göttingen seit 2003 Kulturanthropologie/ Europäische Ethnologie. Aber auch diese Begriffe sind zu hinterfragen: Was ist ‘Kultur‘? Was ist ‘europäisch‘? Gibt es etwa einen einheitlichen europäischen Kulturraum?

In verschiedenen anderen Städten hat das Fach auch andere Namen, wie etwa Vergleichende oder Empirische Kulturwissenschaften, teils auch noch Volkskunde. Der Begriff Anthropologie ist eine Anlehnung an die angelsächsische ‘cultural anthropology‘.

So schwierig es auch ist, einen Begriff zu finden: In unserem Fach werden Teile der umgebenden Gesellschaft sowohl historisch als auch gegenwartsorientiert untersucht. Anders aber als die Soziologie, die Geschichts- und Politikwissenschaften will die KA/EE Alltagsakteure in spezifischen sozialen Feldern mit empirisch-qualitativen Methoden ‘von unten‘ betrachten.

Unter dem Stichwort ‘Milieu-Forschung‘ wird von einer heterogenen Gesellschaft ausgegangen. Es geht darum, im Alltäglichen Besonderes zu entdecken – und umgekehrt: um den Wandel von ‘Kindheit‘ durch die Jahrhunderte, die Kleidung von Antifas, Fanverhalten in Fussballstadien, Essgewohnheiten von Erwerbslosen oder Hochzeitrituale in Ostfriesland. Diese Mikrokosmen sollten aber durchaus verbunden sein mit übergreifenden Fragen und theoretischen Ansätzen, wie z.B. ‘Was ist Kultur?‘ .

An unserem Institut gibt es im Moment eine nicht besetzte Professur von Frau Schmidt-Lauber, die in diesem Semester besetzt werden soll. Daneben haben Frau Bendix und Frau Lipp die restlichen zwei Lehrstühle inne. Daneben sind am Institut mehrere Dozent*innen angestellt, die ihr auf der Institutsseite findet und in den Veranstaltungen kennenlernt.

Im gelben Hauptgebäude befindet sich die Fachbereichsbibliothek und die Enzyklopädie des Märchens, ein Projekt, welches schon seit einigen Jahrzenten enzyklopädische Erzählforschung betreibt.

Im Grauen Haus findet sich außer den Seminarräumen im Keller der Fachschafts- und Basisgruppenraum. Dieser ist immer offen und nutzbar und dort stehen Sofas und eine Kaffeemaschine (Kaffee gegen Spende). Außerdem trifft sich dort die Basisgruppe KA/EE. In ein paar Jahren wird die KA/EE mit anderen Fachbereichen jedoch umziehen in das neue Kulturwissenschaftliches Zentrum (KWZ), das in Campusnähe gebaut wird.

Seit 2006 kann man nur noch den bekloppten Bachelorstudiengang bzw. Master studieren. Dieser hat in Göttingen den Schwerpunkt Visuelle Anthropologie, also bspw. die kulturwissenschaftliche Bildanalyse oder Produktion des kulturwissenschaftlichen Films. Im Master kann auch die Prüfung in Form eines Films abgelegt werden, der von einer schriftlichen Arbeit begleitet wird.

Alles weitere – etwa, was man als KA/EEler*in machen kann, wie die Dozierenden ‘ticken‘, weshalb massive Kritik am BA/MA-Studiengang angebracht ist und ihr euch in diesen harten Zeiten auf jeden Fall in Basisgruppen engagieren solltet - werdet ihr mit der Zeit herausfinden und können wir auch gern gemeinsam diskutieren. Soviel erst einmal zu den Grundlagen.


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