Für eine emanzipatorische Wohnungspolitik!
Zum aktuellen Stand der Bürgerstraße 50a
Womit alles anfing...
Anfang des Sommers 2009 kündigte das Studentenwerk den Bewohner_innen der Bürgerstraße 50a an, dass sie sich auf eine baldige Schließung des Hauses als Studentenwohnheim einstellen könnten. Der Hintergrund war die Absicht der Universität (welche Eigentümerin des Hauses ist) im Rahmen der Exzellenzinitiative Wohnungen für Gastprofessor_innen einzurichten. Doch bereits Ende August meldete die Gebäudeverwaltung der Universität, dass „der Vorgang bereits im Juli geklärt“ worden sei und „von Seiten der Universität (…) KEIN Erwerbsinteresse“ bestünde.
...und warum trotzdem Nichts zu erwarten ist
Trotzdem verschlechterte sich die Lage für die Hausgemeinschaft seitdem erheblich. So wurden zunächst keine neuen Mietverträge für frei werdende Zimmer vergeben und die betreffenden Räume stattdessen abgeschlossen. Erst im Oktober wurde diese Praxis wieder aufgehoben und zu Kurzzeitmietverträgen übergegangen, welche auf ein Jahr befristet sind. Somit behalten sich Uni und Studentenwerk die Möglichkeit vor, das Haus jederzeit kurzfristig leer machen zu können. Aber wieso eigentlich der ganze Aufwand?
Ein folgenreicher Deal
Im April 2008 hatte die Universität dem Studentenwerk ein Wohnheim im Kreuzbergring überlassen, in dem dann 99 Mietparteien Platz finden sollten. Das Studentenwerk hatte jedoch kein Geld um das Gebäude zu bezahlen. Deshalb ließ es sich auf einen folgenreichen Deal ein und verpflichtete sich in den folgenden Jahren Häuser im Gegenwert des KBR 44-48 an die Uni zu überschreiben. Daher revidiert es seitdem seinen aktuellen Bestand an Wohnheimen und bietet der Universität Wohnhäuser zum Kauf an, welche für das Studentenwerk unrentabel sind. Diese wiederum ist dadurch in die Lage versetzt, Häuser anzunehmen oder es zu lassen, ganz nach eigener Interessenlage. Das Studentenwerk steht unter Zugzwang, für die Universität passende Häuser im Wert von über 800.000 Euro aufzutreiben oder Cash auf den Tisch zu legen. Geglückt ist der Deal bisher im Papendiek (mit einem verhältnismäßig geringen Gegenwert von nicht einmal 300.000 Euro) und der Bürgerstraße 50a.
Ein „unbequemes Objekt“
Dabei gibt es jedoch auch in der Studentenwerksverwaltung durchaus Personen, die ein Interesse am Verkauf haben. So brachte Herr Vinnen, seines Zeichens Wohnheimverwalter des Studentenwerks, bereits mehrfach in Gesprächen zum Ausdruck, dass die Bürgerstraße ein „unbequemes Objekt“ sei. Hier erfolgt die Auswahl neuer Mitbewohner_innen in Eigenregie und wird nicht etwa durch das Studentenwerk selbst vorgegeben, wie dies in den üblichen Wohnheimformaten der Fall ist. Diese Regelung führt seit jeher dazu, dass sich dort seit mindestens 20 Jahren gemeinschaftlich organisierte Wohnzusammenhänge generieren, welche in einem sozialpolitischen Zusammenhang stehen. Überdies schreibt das Haus bei kreativer Betrachtung „seit Jahren rote Zahlen“, dies jedoch nur, weil 2007 eine aufwendige Renovierung des Altbaus notwendig wurde. Zudem gehörte das Gebäude offiziell auch vorher bereits der Uni - abgetreten wurde also nur das Nutzungsrecht, was das Studentenwerk vermutlich nicht sehr viel Überwindung gekostet hat.
Unerträglich
Insgesamt ist die Wohnsituation in der Bürgerstraße 50a also prekär geworden; die Bewohner_innen des Hauses empfinden ihre derzeitige wohnrechtliche Lage als unerträglich. Nicht nur das der individuelle Druck im Studienalltag durch BA/MA und Studiengebühren massiv zugenommen hat, auch die Lebensbedingungen im Allgemeinen werden für Studis härter. Dabei ist das Vorgehen des Studentenwerks, das mittelfristig alle Mieten auf Göttinger Durchschnitt heben will und alle Formen kollektiven Wohnens nach und nach aufheben möchte, nur ein Beispiel. Mit der Verwaltungsmasse „Liegenschaft Bürgerstraße 50a“ wird nicht einfach nur Kapital von A nach B transferiert wird, sondern auch über Jahre gewachsene sozialpolitische Strukturen zerstört; Strukturen aber, die für Menschen wichtig sind und sich weder in Zahlen ausdrücken lassen, noch der Wertverwertung dienen sollen. Im Großen und Ganzen ist das allerdings nichts Neues und spiegelt nur einen weiteren Aspekt der Ökonomisierung aller Lebensbereiche wieder.
Daher ist die Forderung der Bewohner_innen der Bürgerstraße 50a kompromisslos:
Wir haben kein Bock auf euer Wohnheim – Monopoly!
Die Häuser denen, die drin Wohnen!
Studentenwerk und Uni aufs Dach steigen!