Pressemitteilung: Café Kabale hat richtig gehandelt
Basisdemokratisches Bündnis erklärt sich solidarisch mit antirassistischem Handeln
In der Berichterstattung wird die Einschätzung der Mitarbeiterin der Ausländerbehörde und des Ordnungsamtes weitestgehend geteilt, während der rassistische Alltag in Deutschland und die Tätigkeit in der Ausländerbehörde weitestgehend unthematisiert bleiben. Dabei erscheint es uns völlig unerheblich, wie es im Göttinger Tageblatt2 heißt, dass die Mitarbeiterin selbst angibt, „Privates und Dienstliches“ zu trennen zu wissen und sie „keine Rassistin“ sei, da sie sonst ihrer Meinung nach ihren „Dienst kaum ausüben“ könnte. Unabhängig davon, wie auch immer sie sich selbst sieht, beteiligt sie sich täglich an tatsächlich diskriminierender, rassistischer Praxis des deutschen Staates. Diese äußert sich in gewaltsamen Abschiebungen und der Drangsalierung hier lebender Menschen, die nichts anderes „verbrochen“ haben, als nicht sog. „deutscher Abstammung“ nachweisen zu können. Menschen nach ihrer Herkunft oder ihrer „Abstammung“ einzuteilen und unterschiedlich zu behandeln – diese Praxis verdient tatsächlich die Bezeichnung „Diskriminierung“.
„Wir beurteilen Rassist*Innen nicht danach, für was sie sich halten, sondern daran, was sie tun. Wenn sie wirklich eine Anti-Rassistin wäre, dann könnte sie tatsächlich ihren Beruf nicht ausüben“, so eine Sprecherin des Basisdemokratischen Bündnisses.
Vor diesem Hintergrund halten wir vom Basisdemokratischen Bündnis es für völlig angemessen, dass das Kabale solche Personen nicht in ihrem Café verkehren lassen will. Das Kabale ist ein antirassistischer Freiraum, in dem sich auch Betroffene der rassistischen Praxis der Ausländerbehörde aufhalten, denen es nicht zugemutet werden sollte, auch in ihrem Alltag unnötig mit solchen Leuten konfrontiert zu sein, denen sie regelmäßig in ihren Büros gegenüber sitzen und sich von oben herab behandeln und schikanieren lassen müssen. Antirassistische Politik heißt eben auch, nicht nur in Sonntagsreden die Ablehnung von Rassismus zu bekunden, sondern öffentlich und im Alltag gegen Rassismus und solche, die diesen praktizieren, aktiv zu werden und die Ablehnung spürbar zu machen.
Dem allgegenwärtigen Rassismus in Deutschland muss jederzeit entgegen getreten werden. Wir begrüßen es, dass das Kabale dafür sorgt, dass Rassist*Innen dort kein Raum gegeben wird. Ein solches couragiertes Eintreten als „diskriminierend“ zu bezeichnen ist ein Hohn. Das „Anti-Diskriminierungsgesetz“, auf das sich das Ordnungsamt bezieht, richtet sich nicht zufällig gegen Diskriminierung nach konstruierten Kategorien wie „Rasse/Ethnie“, „Geschlecht“, „sozialer Herkunft“ usw. Geschützt werden sollen damit Menschen, die etwa von Rassismus betroffen sind – nicht diejenigen, die ihn ausüben.
Wir begrüßen, dass auch das Ordnungsamt dies inzwischen eingesehen hat und von weiterem Vorgehen gegen das Kabale absieht. Es bleibt aber der ernüchternde Nachgeschmack aus der Debatte, dass scheinbar ein Klima herrscht, in dem geringe Unannehmlichkeiten für diejenigen, die sich den rassistischen Normalzustand aufrechterhalten, sich zum Skandal aufschwingen können, während der tatsächliche „diskriminierende“, rassistische Alltag in Deutschland kaum einen solch leidenschaftlichen Aufschrei erregt. Wieder einmal wurden diejenigen, die couragiert gegen Rassismus eintreten, in Erklärungsnot gedrängt, während die, die ihn ausüben, sich in völliger Verdrehung als ahnungslose Opfer inszenieren konnten und mit ihrer „Arbeit“ unwidersprochen fortfahren können.
„Diejenigen, die am lautesten ‘Diskriminierung‘ geschrien haben, machen sich unglaubwürdig, wenn sie sich über das Kabale erzürnen, aber die alltägliche rassistische Praxis des deutschen Staates, die durch Institutionen wie die ‘Ausländerbehörde‘ ausgeübt wird, stillschweigend hinnehmen“, so die Sprecherin.
Das Basisdemokratische Bündnis erklärt sich solidarisch mit dem Café Kabale und fordert auch weiterhin jede*N dazu auf, gegen Rassismus in jeder Form öffentlich und im Alltag aktiv vorzugehen.
Basisdemokratisches Bündnis,
Göttingen, 26. April 2010
1) Vgl.. „Kein Kaffee für Stadtangestellte“, in: taz vom 19.04.2010, online unter: http://www.taz.de/1/leben/alltag/artikel/1/kein-kaffee-fuer-stadtangestellte/ ;
„Kein Frühstück für Mitarbeiterin von Ausländerbehörde“, in BILD vom 19.04.2010, online unter: http://www.bild.de/BILD/regional/hannover/dpa/2010/04/19/kein-fruehstueck-fuer-mitarbeiterin-von-auslaenderbehoerde.html
2) „Café Kabale setzt Beamtin der Stadt vor die Tür“, in: Göttinger Tageblatt vom 16.04.2010, online unter: http://www.goettinger-tageblatt.de/Nachrichten/Goettingen/Uebersicht/Cafe-Kabale-setzt-Beamtin-der-Stadt-vor-die-Tuer