Stellungnahme zum Bau des neuen "Lern- und Studienzentrums"

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„Die Länder- und Bundeshaushalte sollen sozial umgeschichtet werden. Wir fordern eine ausreichende Finanzierung des Bildungsbereichs, die Studiengebühren für die Universitäten überflüssig macht. Nur so kann garantiert werden, dass die soziale Auslese in diesem Bereich auf ein Minimum reduziert wird.“, sagt Isabelle Redling, Mitglied des Basisdemokratischen Bündnis.

Die Universität Göttingen verkündet in einer Pressemitteilung vom 19.07.2010 den Bau des neuen „Lern- und Studienzentrums“ und beansprucht damit gleichzeitig, das Bauvorhaben sei von der Studierendenschaft gewollt. Es ist richtig, dass die derzeit stärkste Fraktion im Studierendenparlament, die „Arbeitsgemeinschaft Demokratischer Fachschaftsmitglieder“, dem Bau zugestimmt hat und auch unter fragwürdigen Vorzeichen an der Planung maßgeblich beteiligt war.1 Dadurch könnte jedoch fälschlicherweise der Eindruck entstehen, die Studierendenschaft stünde hinter einem solchen Vorhaben. Viele Studierende der Universität Göttingen lehnen Studiengebühren ab. Das haben die Proteste rund um die vergangenen „Bildungsstreiks“ gegen die bundesrepublikanische Bildungspolitik gezeigt.

„Sicherlich werden die meisten von ihnen nicht mit der jahrelangen Verpflichtung einverstanden sein, die die Studierenden nun mit diesem Gebäude eingehen. Durch eine Hintertür werden so Studiengebühren ideologisch und praktisch für die nächsten 10 Jahre legitimiert.“, so Isabelle Redling weiter.

Es ist begrüßenswert, dass die Kapazitäten ausgebaut werden – schließlich ist die Universität Göttingen jetzt schon weit über ihre Kapazitäten gefüllt und im Oktober des nächsten Jahres steht die strukturelle Herausforderung des „doppelten Abiturjahrgangs“ vor der Tür. Allerdings tut sie dies mit den falschen Mitteln: Sie müsste endlich für mehr Lehrangebote, ausreichende Tutorien und für gesicherte Arbeitsplätze im wissenschaftlichen Mittelbau aus den Geldern des Landes sorgen, sowie generelle Verbesserungen der Arbeitsbedingungen für den Niedriglohnsektor an der Universität Göttingen garantieren, statt zusätzliche „Lernlandschaften“ aus Studiengebühren aus dem Boden zu stampfen.

Aber die finanziellen Mittel für diese Verbesserungen im universitären Alltag kann die Verwaltung nicht so leicht vom allgemeinen – ohnehin zu kleinen – Universitätshaushalt abschöpfen. Um letzteren zu vergrößern – und damit für wirklich bessere Bedingungen zu sorgen – müsste sie nämlich in Konfliktstellung zum Land gehen, von dem sie sich zunehmend abhängig gemacht hat. Und in diesen Konflikt traut sie sich nicht – weder die Universitätsverwaltung, noch der Allgemeine Studierendenausschuss unter der unpolitischen Fahne der ADF. Stattdessen werden lieber gemeinsam die Gelder der Studierenden geschröpft, um bei jenen eine Art „Ersatzbefriedigung“ zu erzeugen und vorzugeben, dass die Interessen des Präsidiums mit denen der Studierenden in eins fielen.

Nichts könnte irreführender sein als der Glaube an diese Interessensharmonie. „Wir brauchen keine neuen Lernlandschaften aus Studiengebühren. Wir brauchen eine finanzielle Entlastung von Studierenden aus prekären Verhältnissen. Wir brauchen eine ausreichende Grundfinanzierung der Universitäten durch das Land um die gröbsten Mängel zu beseitigen und wir brauchen vor allem mehr Geld für ein kritisches und breit gefächertes Lehrangebot, in dem der wissenschaftliche Mittelbau und die einfachen Angestellten der Universität nicht buckeln müssen um das durchschnittliche Taschengeld eines Burschenschafter-Sprößlings als Monatsgehalt zu erhalten.“, so Isabelle Redling abschließend.

Das Stadtradio Göttingen hat einen Beitrag hierüber gesendet. Zu finden ist er unter folgendem Link: Beitrag


1) Das Onlinemagazin Monsters of Göttingen berichtete im Artikel "Ich bau‘ dir ein Schloss - aus Studiengebühren" über die Machenschaften der langjährigen ADF-Mitglieder Andreas Lompe (ehemaliger AStA-Referent der ADF) und Andreas Sorge (ehemaliger AStA-Vorsitzender der ADF), die über die ADF Einfluss in den entsprechenden Gremien, die über die Verwendung der Studiengebühren entscheiden, haben und finanziell daraus Kapital schlagen, indem sie die Vorschläge ihrer eigenen Beratungsfirma adiungi GmbH von Vertretern der ADF in dem entsprechenden Gremium vorschlagen und beschließen lassen und die Universität Göttingen dann bei der Planung und Durchführung behilflich sind.

Erschienen am: 05.08.2010 zuletzt aktualisiert: 17.09.2010 17:16 AutorIn: email-address

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