Veranstaltungsreihe zu den Themen *Geschlecht - Grenzen - Gleichstellung - Gewalt*
Der Fachschaftsrat der Philosophischen Fakultät sowie die Gleichstellungsbeauftragten der Sozialwissenschaftlichen und der Philosophischen Fakultät richten vom 12.01 bis 08.02. eine Veranstaltungsreihe zu den Themen *Geschlecht - Grenzen - Gleichstellung - Gewalt* aus. Bereits in den vergangenen Jahren gab es Veranstaltungsreihen, die sich mich Gewalt gegen Frauen und Transgender, mit Sexismus, Rassismus, Ableismus und Transphobie auseinandersetzten.
Die Veranstaltungsreihe 2011 will auf der Grundlage dieses Themenkomplexes den Fokus über den universitären Kontext hinaus erweitern und Aspekte des Ineinandergreifens von Geschlechterstereotypen und Gewalt beleuchten, sowie Handlungsoptionen für den konkreten Umgang damit aufzeigen.
Einführung in Grundbegriffe zur Kritik von Geschlechterverhältnissen
12.01.2011 um 19.00 Uhr im ZHG 004, (Gruppe 180°)
Die Debatten um Patriarchat, Geschlecht und Sexualität wollen wir ausgehend von den ersten modernen Frauen- und Homosexuellenbewegungen des 19ten/Anfang des 20sten Jahrhunderts nachzeichnen - über deren Veränderungen seit dem Auftreten der "neuen sozialen Bewegungen" bis zu Inter-, Trans- und Queerbewegungen.
Über die Frage danach, was unter "Geschlecht" verstanden wurde und wo Kritik an diesem Konzept ansetzte, möchten wir uns den grundlegenden Begriffen nähern, die in aktuellen queeren/feministischen Debatten diskutiert werden.
Wie ist Geschlecht mit anderen Herrschaftsverhältnissen verschränkt und auf welche Weise wurde/wird Geschlecht mit der bürgerlichen Gesellschaft insgesamt zusammengedacht? Der Begriff von "Geschlecht" ist dabei zentral für das Verständnis von der bürgerlichen Gesellschaft, die, so eine zentrale These, ohne "Geschlecht" nicht angemessen verstanden werden kann.
Der Vortrag versteht sich als Einführung und möchte einen Schwerpunkt auf die Frage legen, wie aktuell diskutierte Begriffe zustande gekommen sind und welches Gesellschaftsverständnis sich darin jeweils wiederfindet.
weitere Infos findet ihr unter: http://www.uni-goettingen.de/de/199261.html
Vortrag: „Geschlechtsbezogene Jugendbildungsarbeit und Gewaltprävention“
19.01.2011 um 19.00 Uhr im ZHG 004 (Ulrike Schilling & Ute Zillig)
Welche Inhalte und welche methodischen Zugänge sollte eine geschlechtsbezogene emanzipatorische Jugendbildungsarbeit besitzen? Inwiefern können hier Präventionselemente zu sexueller und häuslicher Gewalt integriert werden? Diesen Fragen wird anhand von Kooperationserfahrungen des Projekts gerdA gender der DGB-Jugend Südniedersachsen-Harz und des Projekts phoenix im Frauen-Notruf e.V. Göttingen nachgegangen. Neben einer konzeptionellen Einführung werden einzelne Methoden vorgestellt, unter den Teilnehmenden ausprobiert und diskutiert.
Workshop: „Einführung in die Gewaltfreie Kommunikation (GfK)“
23.01.2011 von 10.00 - 18.00 Uhr im OEC 0.211 (Trainer: Jörg Hillmann)
Wie oft reden wir aneinander vorbei, können uns nicht gegenseitig ausreden lassen, werden einfach nicht gehört? Wie oft geraten wir mit bestimmten Personen und / oder bestimmten Themen immer wieder in einen Streit? Wie oft würden wir gerne „NEIN!“ sagen, trauen uns aber nicht. Wie oft vermeiden wir lieber Gespräche, die aber notwendig wären?
Wir gehen unterschiedlich mit diesen unangenehmen und oft sehr schmerzvollen Erlebnissen um: Urteile, Bewertungen, Beschimpfungen etc. bestimmen unseren Umgang mit einander und manchmal auch körperlicher Gewalt.
In der gewaltfreien Kommunikation geht es darum dieses Gegeneinander in ein Miteinander umzuwandeln. Kern der GfK ist die ehrliche, ernsthafte und respektvolle Auseinandersetzung mit unseren Gefühlen und Bedürfnissen (Interessen) und denen unseres Gegenübers. „Wie geht es mir? Was brauche ich?“-„ Wie geht es Dir? Was brauchst Du?“ Ziel ist es, gemeinsam einen Umgang miteinander zu finden, bei dem die Bedürfnisse beider Seiten befriedigt werden.
Anmeldungen bitte bis zum 20.01.2011 unter
Vortrag: "I am tears, I am beauty.«−Erfahrungen struktureller Gewalt gemeinschaftlich erzählen“
26.01.2011 um 19.00 Uhr im ZHG 007 (Christiane Hutson)
Was tun, wenn die Erfahrungen einer Gemeinschaft durch strukturelle Gewalt verschüttet werden? Eine Möglichkeit ist, sich auf wenige Erfahrungen zu beschränken und die Gemeinschaftsgeschichte aus dieser Perspektive heraus zu erzählen. Dabei kann es passieren, dass grundlegende Erfahrungen verschüttet bleiben. Eine andere Möglichkeit ist, zusammen mit weiteren Gemeinschaften die jeweiligen Erfahrungen, Geschichten und Sinngebungen zu suchen. Der Vortrag erkundet die letztgenannte Möglichkeit im Bezug auf eine Gemeinschaftsgeschichte behinderter und kranker People auf Color für den deutschen Kontext.
Film und Diskussion mit der Filmemacherin: „Angst hab ich keine“
27.01.2011 um 19.00 Uhr im ZHG 005 (Veronika Dimke)
50min., deutsch/englisch mit deutschen Untertiteln. Ein Filmportrait über die Exiloppositionelle Regina Kiwanuka, die nun schon seit 10 Jahren um ein Bleiberecht in Deutschland kämpft. Wegen ihres politischen Engagements für Flüchtlingsrechte und gegen den tabuisierten Missbrauch von Frauen in einigen Flüchtlingsheimen ist sie den bayerischen Behörden ein Dorn im Auge. Dass die Tochter des ersten demokratischen Premierministers von Uganda – Benedicto Kiwanuka - der ermordet wurde, in ihrem Heimatland Uganda als Terrorist*in verfolgt wird, scheint kein Hinderungsgrund zu sein, sie abzuschieben. Es stellt sich die Frage, ob Integrationsbereitschaft heißt, sich stillschweigend alles gefallen zu lassen. Die Regiesseur*in Veronika Dimke steht nach dem Film zu einem Gespräch über Queerfeminismus innerhalb der Antirassistischen Bewegung und Mehrfachunterdrückung (triple Oppression) zur Verfügung.
Vortrag: „Sexuelle und häusliche Gewalt als geschlechtsspezifische Gewalt“
01.02.2011 um 19.00 Uhr im ZHG 009 (Ute Zillig)
Was fällt unter die Begriffe sexuelle und häusliche Gewalt? Und inwiefern hat das etwas mit den Geschlechterverhältnissen zu tun? Anhand einzelner Studien und der Expertise aus der psycho-sozialen Beratungsarbeit nach Gewalt wird auf das Ausmaß und die Folgen von sexueller und häuslicher Gewalt eingegangen. Die Betrachtung unterschiedlicher Erklärungsansätze und Präventionskonzepte verweist auf das Verständnis von sexueller und häuslicher Gewalt als geschlechtsspezifische Gewalt. Sowohl im Vortrag als auch in der anschließenden Diskussion werden außerdem konkrete Interventionsmöglichkeiten und die spezifische Ausrichtung regionaler Unterstützungseinrichtungen thematisiert.
Workshop: „Ich wehr mich! - WenDo für Anfänger*innen“
05.-06.02.2010 von 10.00 - 16.00 in der KORE (Trainerin: Simon_e Wörmann)
Schon wieder ein saublöder Spruch, ein Nachpfeifen, ungewollter Körperkontakt! Übergriffiges Verhalten ist für viele Frauen, Lesben und Transen Alltag. Doch wie damit umgehen? WenDo ist eine Form der Selbstverteidigung gegen Sexismus, die die Handlungsfähigkeit gegen Übergriffe stärkt. Die eigenen Sinne zu schärfen, die
eigenen Grenzen wahrzunehmen, sich zu behaupten und sich selbst zu ermächtigen sind deswegen Ziele von WenDo. Wir wollen mit Euch einen Tag lang Techniken der
Selbstverteidigung und Selbstbehauptung ausprobieren.
Anmeldung bitte bis 31.01.2011 unter
„Antisemitismus & Geschlecht“
08.02.2011 um 19.00 Uhr im OEC 1.165 (Sarah Frenking & Lisa Hilbig)
Um 1900 zirkuliert eine Vielfalt antisemitischer Bilder, Pamphlete und „wissenschaftlicher“ Abhandlungen. Besonders bekannt sind die Stereotype der „jüdischen Weltverschwörung“ oder des „jüdischen Kapitalismus“.
Doch auch Geschlecht und Körper spielen im Antisemitismus des Kaiserreichs eine zentrale Rolle: „Der Jude“ wird z. B. als verweiblicht gezeichnet, als unproduktiv und als schwächlich. Die Jüdin wird dagegen als vermännlicht dargestellt, unfähig sich in die (zeitgenössische) Frauenrolle einzufügen: das bedrohliche Negative der Moderne wird mit dem Jüdischen in eins gesetzt. Im Vortrag werden in Ansätzen die sexistischen Motive analysiert, ihren Ursprung sowie ihre Funktion aufgezeigt und der Zusammenhang von Geschlecht und Arbeit im Antisemitismus des DeutschenKaiserreichs beleuchtet.