Im Stupa nichts Neues

Ein Bericht aus dem Studierendenparlament

Wenn in den Semesterferien mal eine Sitzung des Studierendenparlamentes stattfindet, dann muss schon etwas besonderes passiert sein. Das es trotzdem nicht unbedingt langweilig sein muss, wenn sich die ParlamentarierInnen „außerplanmäßig” treffen, zeigt der folgende Bericht. Der ADF & RCDS haben es diesmal geschafft, innerhalb der doch recht kurzen Sitzungszeit so ziemlich alle Register zu ziehen, die sie so drauf haben.

Grund für die als „außerplanmäßig” angekündigte Sitzung des Studi-Parlamentes (Stupa) war der Rücktritt der RCDS-Sozialreferentin Dorothee Dienstbühl. Diese war bislang vor allem dadurch aufgefallen, sich bei ihrer Wahl vom Holzminda-Burschi Markus Guth vorstellen zu lassen und in der ASTA-Zeitung mit merkwürdigsten Argumentationen aufzuwarten. Ansonsten war sie – ähnlich dem Rest-ASTA im Allgemeinen – eher unauffällig und blass.

Als Nachfolger wurde der bisherige Sachbearbeiter im Sozialreferat, Sven Klein, auserkoren. Bei der Vorstellung seiner Person und der anschließenden Befragung durch die Mitglieder des Stupa zeigte er dann, das er ein würdiger Vertreter dieses ASTA werden könnte. Will sagen: er hat sich als vollkommen inkompetent geoutet, die meiste Zeit am Thema vorbeigeredet und für diverse Lacher gesorgt.

Bevor es so weit kommen konnte, gab es jedoch eine Debatte um die Tagesordnung. Auf der fehlte nämlich u.a. der laut Geschäftsordnung vorgesehenen Tagesordnungspunkt „Bericht aus dem ASTA”, auf den diverse ParlamentarierInnen angesichts der letzten Äußerungen des AStA nicht verzichten wollten. Auf den entsprechenden Hinweis, das dieser Tagesordnungspunkt zu jeder Sitzung dazugehöre, antwortete Stupa-Präsi Ralf Mayrhofer mit wahrhafter Brillanz: diese Sitzung sei eine außerordentliche und würde deshalb gar nicht stattfinden, wenn er nicht dazu eingeladen hätte. Deshalb bräuchte es den entsprechenden TOP auch nicht.

Nun ist der Haken an der Sache natürlich, das Ralf als Stupa-Präsi grundsätzlich dafür zuständig ist, zu den Sitzungen einzuladen. Egal ob die nun außerordentlich sind oder nicht. Insofern würde keine Sitzung stattfinden, wenn er nicht dazu eingeladen hätte. Ein wahrer Dialektiker, der Ralf!

Nach einigem Hin und Her kam es dann aber zur Vorstellung des angehenden Sozialreferenten. Dieser stellte dann – für den RCDS schon ungewöhnlich – im Rahmen seiner Rede fest, das zwar überall sonst Sozialleistungen abgebaut würden. Der ASTA aber, so seine Steile These, sei gerade dabei, sie auszubauen. Auf Nachfrage handelte es sich bei diese „Sozialleistungen” in erster Line um Angebote zur Job- und Rechtsberatung – insebesondere für solche Leute, die bereits fertig studiert haben. Da die gängige Vorstellung von Sozialleistungen wohl etwa die sein dürfte, die wir bei Wikidepida finden („Unter dem Begriff Sozialleistung versteht man alle finanziellen und materiellen Leistungen des Staates, die für hilfebedürftige bzw. anspruchsberechtigte Menschen aufgebracht werden.”) können, erschließt sich uns nicht wirklich, wo genau da die „Sozialleistung” jetzt sein soll. Zunächst dachten viele, Klein sei dem Kurzschluss erlegen, das jede DienstLEISTUNG vom SOZIALreferat auch gleich eine Sozialleistung sei. Am Ende klärte er die verdutzten ZuhörerInnen dann auf, warum es sich um Sozialleistungen handelt: sie sind umsonst. Ähnlich wie Werbeprospekte und Spam-Emails.

Ein weiterer Fragen-Komplex beschäftigte sich mit der rassistischen Einlasspolitik im „Alpenmax”, dem Hauptsponsor der ASTA-Postille „ASTA-Revista”. Er könne zum konkreten Fall nicht viel sagen, meinte Klein, schließlich wäre da kaum drüber berichtet worden in der Presse. Eine Aussage, die schon erstaunt, war das doch einer der wenigen rassistischen Übergriffe, die ein recht großes stadtweites Medienecho mit sich gebracht hatten (der Blick und auch das GT berichteten mehrfach, zum Überblick über die Pressemittleilungen vgl. das Göttinger Stadtinfo

Damit aber nicht genug. Grundsätzlich, so Klein, könne der das Problem aber schon verstehen. Schließlich käme er selber aus einer Stadt mit vielen „Fremdarbeiten”. Als er merkte, das ihn einige Teile des Stupa schräg anschauten, fügt er hinzu: „Ja, so nennt man die doch." Fragt sich nur, wer „die” so nennt. Immerhin weiß das „Zweite-Weltkrieg-Lexikon” zu berichten, der Begriff „Fremdarbeiter” sei die „beschönigende offizielle Bezeichnung für die zunächst angeworbenen, später gewaltsam rekrutierten Zwangsarbeiter aus den während des Krieges von deutschen besetzten Gebieten." Und Wikipedia ergänzt: „Durch diese Verwendung erhielt der Begriff negative Konnotationen und wurde nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland weitgehend durch „Gastarbeiter” ersetzt.” Nun mag es auch an dem in den 80ern aufgekommenen Begriff des „Gastarbeiters” (vgl. Wikipedia-Link) Kritik geben, der Unterschied ist trotz allem deutlich: ungefähr 40 Jahre.

Gefragt dazu, ob er mit den Frauenbeauftragten zusammenarbeiten würde, outete er sich als dezidierter Nicht-Kenner geschlechtsspezifischer Basiskenntnisse – zumindest was die Uni Göttingen angeht. Aber immerhin kennt Sven aus einer der Dienstleistungen, die der AStA anbietet auch persönlich zwei Frauen, die das "Gender-irgendwas" studieren – gemeint waren Gender-Studies oder auch Geschlechterforschung. Also sei das Thema bei ihm gut aufgehoben. Im übrigen habe er ein Jahr lang mit einem Schwulen zusammengewohnt. Auch wenn er selber nicht schwul sei, wie er eilig hinzufügte - „nur um keine Vorurteile aufkommen zu lassen”. Is ja toll Sven, was du so für Alibis am Start hast. Mit einem Schwulen hat er zusammengewohnt, nein wie mutig! Und er hat ihn sogar gefüttert, und wurde auch nicht gebissen. Toll. Unser Held! Aber natürlich ist er selber nicht schwul. Also, nein. Nicht das hier irgendwer was falsches denkt. Fragt sich nur, wer hier die Vorurteile hat.

Wir dürfen also gespannt sein, ob Sven uns noch ein weiteres Mal im Stupa mit seinen großartigen Analysen des Weltgeschehens beglücken wird. In der nächsten Sitzung jedenfalls steht uns die nächste großartige Aktion bevor, da tritt nämlich Gerüchten zufolge der RCDS-Stupapräsi-Stellvertreter Lars-Patrick Augath zurück. Aus persönlichen Gründen selbstverständlich.

Erschienen am: 03.10.2005 AutorIn: juli.bierwirth@web.de, sledder@gmx.net

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