Basisdemokratisches Bündnis:

Angriffsziel Frauenbeauftragte

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Mehrfach wurden in den letzten Monaten Aushänge vom Infobrett der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten der Sowi-Fakultät heruntergerissen. Die unbekannten Täter1 ließen es sich auch nicht nehmen, den Frauenbeauftragten eine 'politische ' Botschaft zu hinterlassen: „Es gibt ja auch keine Männerbeauftragten”, und folglich schreitet der gerechtigkeitsbewusste Student lieber gleich selbst zur Tat und rettet die unterdrückte Männerwelt vor diesem Bollwerk weiblicher Herrschaft.

Es muss nicht großartig verwundern, wenn von dem gegen die Frauenbeauftragten gerichteten Gerechtigkeitspathos nichts mehr übrig bleibt, sobald unser exemplarische Held der Unterdrückten auf alltägliche sexistische Strukturen, Übergriffe, Belästigungen oder einer der vielen sexistischen Witzchen stößt – „war doch nur Spaß” und „sie wollen es doch eigentlich auch so, die Frauen”. Hinter jedem kleingeschriebenen „innen” entdeckt er die Ausgrenzung der Hälfte der Menschheit. Bei der 'üblichen ' männlichen Form hingegen ist selbstverständlich die Frau immer mitgemeint – klaro, wie in der duften patriarchalen Realität eben auch die Frau immer schon als Anhängsel oder untergeordneter Bestandteil des Mannes existiert.

Es sind aber nicht allein diese heruntergerissenen Aushänge, sondern vielmehr das allgemeine Unbewusstsein von der patriarchalen Verfasstheit dieser Gesellschaft, dass sich in solchen Aktionen ausdrückt, die nach einem konsequenten Vorgehen gegen antifeministische Ressentiments schreien. Diese scheinen in der Studierendenschaft nicht die Ausnahme zu sein, begegnet mensch ähnlichen Vorstellungen doch immer wieder.

Dabei würde doch schon ein flüchtiger Blick auf die unmittelbare alltägliche Umgebung zeigen, wie absurd die Forderung nach einer völligen formalen „Gleichbehandlung” („Keine Frauenbeauftragte, wenn es auch keinen für Männer gibt”) ist, wenn die gesellschaftlichen Umstände so strukturiert sind, dass sie immer wieder Ungleichheit herstellen: Es reicht z.B. nachzuzählen, wieviele ProfessorInnen-Stellen an dieser Universität mit Männern und wie viele mit Frauen besetzt sind: „In Anbetracht der Tatsache, dass selbst in der sozialwissenschaftlichen Fakultät in der ProfessorInnenschaft der höchsten Gehaltsklassen insgesamt doppelt so viele Männer wie Frauen angestellt sind und in der Politik alle 5 ProfessorInnenstellen, sowie im Sport alle 3 ProfessorInnenstellen mit Männern besetzt sind, scheint die Forderung nach einem Männerbeauftragten eine verzerrte Wahrnehmung der Realität auszudrücken.” geben die Sowi-Frauenbeauftragten dazu an. Auch wenn es keine formalen Zugangsbeschränkungen gibt, wird mensch dies weitestgehend in allen besser bezahlten und einflussreicheren Positionen in Wirtschaft, Politik usw. wieder finden. Die Frauen, die es doch so weit schaffen, müssen die gleiche Arbeit dann meist für einen viel geringeren Lohn ableisten: „Frauen verdienen in den gleichen Berufen ca.75% von dem, was ein Mann verdient”, so die Frauenbeauftragten.

Um diese zugegebenermaßen oberflächlichen aber doch recht offensichtlichen Beispiele wahrzunehmen bräuchte unser 'Don Quichotte gegen lila Pinnwände ' sicherlich nicht erst Geschlechterforschung zu studieren. Aber hierbei regt sich bei ihm offensichtlich kein Widerstand, denn um „Gleichberechtigung” oder einfach nur Nachdenken geht es ihm ja gar nicht, sondern vielmehr um die Rettung seiner männlichen Identität: Er hat noch die verborgenen Ahnung davon, dass diese eng verknüpft ist mit dem, was eigentlich seinem Selbstverständnis nach nicht sein dürfte. Von gesellschaftlichen Strukturen bis in die kleinsten Handlungen und Züge seines männlichen Selbstverständnisses zieht sich die patriarchale Grundlage dieser Identität – sei es die Wahrnehmung von Frauen als reine Sexualobjekte, sei es die selbstverständliche Erwartung, dass die Frau schon brav am Herd warten wird, nachdem er sich in der männlichen Arbeitswelt behauptet hat oder einfach nur ein Humor, der so miserabel ist, dass er Angst haben muss, nicht mehr 'lustig ' sein zu können, wenn er nicht mehr von angeketteten Frauen in der Küche oder Blondinen handeln dürfte.

Das alles darf so schlimm nicht sein und muss verdrängt werden. Diese Hülle bleibt allerdings so fragil, dass sie sich ständige eine Bedrohung herbei halluzinieren muss, die in Stellvertretung durch die Frauenbeauftragten besonders vehement damit droht, wieder ins Bewusstsein zu zerren, was die eigene Existenzweise in Frage stellen könnte. Emanzipierte Frauen bieten eine ideale Projektionsfläche für all das, was in der Männerwelt schief geht. Nicht die kleine Welt unseres selbsternannten „Männerbeauftragten” darf es sein, die unterdrückt, sondern jene Frauen, die dies Herrschaftsverhältnis benennen und auch noch die Dreistigkeit besitzen, zu fordern damit aufzuhören, sind es, die hier die Freiheit des Patriarchen, männlich und 'überlegen ' zu sein, schmälern wollen.

Solange eine solch reflexhafte, aber völlig reflektionslose Geisteshaltung an dieser Uni herum schwadroniert, kann die einzige Konsequenz nur sein, Frauenbeauftragte endlich weiter zu stärken – ohne dabei aus den Augen zu verlieren, in den Worten der Frauenbeauftragten, „dass die diskriminierende Einkategorisierung von Menschen anhand biologisierter Geschlechtsmerkmale prinzipiell aufgehoben werden muss – womit das Amt der Frauenbeauftragten ja auch obsolet werden würde. Solange aber derartige Verhältnisse bestehen und in der Realität Frauen und Männer unterschieden und nicht wirklich gleichberechtigt sind, ist Gleichstellungsarbeit wichtig und kann nur Frauenförderung bedeuten.”


1) Ich verwende hier nur die männliche Form, da davon auszugehen ist, dass es sich um einen/mehrere ausschließlich männlich konstruierte TäterInnen handelt.


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