Basisdemokratisches Bündnis:

Redebeitrag gegen Studiengebühren

gehalten am 25.10. auf der Demo vor der CDU-Parteizentrale

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BB-Redebeitrag für FBFA-Demo 25.10.06

700 Euro sind unbezahlbar! 1.500 sind es noch mehr. Das ist die Summe, die ausländische Studierende bald in Hessen bezahlen sollen. Und auch die hiesigen Universitäten sind nur bis 2010 an den Höchstbetrag von 500 Euro gebunden. Danach soll es jeder Universität offenstehen, wie viel Geld sie von ihren Studierenden einfordern kann. Beiträge bis 3.000 Euro pro Semester können sich niedersächsische Unipräsidenten schon heute gut vorstellen.

Viele Studierende stehen dieser Situation relativ hilflos gegenüber. Bereits jetzt ist die Finanzierung des Studiums schwieriger geworden, nicht zuletzt durch die Umstellung auf das Bachelor/Master-System. Volle Stundenpläne, wenig Freiheit bei der Wahl der Studieninhalte, Überschneidungen bei Fächerkombinationen, die viele der jetzigen Erstsemester ihr Studium sogar unmöglich macht.

Diese Studiensituation zusammen mit der Einführung von Studiengebühren stellt alle Studierenden, die nicht über den finanziellen Background verfügen, vor individuell unlösbare Probleme. Natürlich muss diese Situation weg. Studiengebühren gehören wieder abgeschafft! Aber um sie nachhaltig abzuschaffen, müssen wir verstehen, womit wir es eigentlich zu tun haben. Nur dann wissen wir, wo wir den Hebel ansetzen müssen.

Die Einführung von Bachelor/Master und Studiengebühren ist zunächst einmal als sozialdisziplinierendes Mittel zu verstehen. Das Studium soll nach ökonomischen Kriterien organisiert werden. Die Studierenden sollen sich dem anpassen. Diese Anpassung wird durch und durch erzeugt. Die starre Studienstruktur lässt wenig Freiräume für die Beschäftigung mit selbstgewählten Inhalten. Die erste Frage von ErstsemesterInnen ist nunmehr, was sie leisten müssen und wie sie diese Anforderungen organisiert bekommen. Die Frage, was sie dort lernen können, ihre persönliche Bildung, steht nicht mehr im Vordergrund. Schließlich muss man nicht nur durch kommen, man muss es schließlich auch so bestehen, dass dabei ein guter Abschluss und ein Arbeitsplatz herausspringt. Der Druck, den Studierende verstärkt in ihrem Studium erfahren, ist somit kein reines Studiumproblem, sondern entspringt einer konkreten gesellschaftlichen Situation. Alle wissen, was passiert, wenn sie nach ihrem Studium ohne Job dastehen. Ihnen droht die Verelendung unter Hartz IV-Bedingungen, Wegfall der Krankenversicherung und unsichere Rente.

In der bestehenden Gesellschaftsform, namentlich der kapitalistischen, ist jede Einzelne durch die Möglichkeit der eigenen Überflüssigkeit bedroht. Das politische Credo über die Überflüssiggewordenen:”Wer nicht arbeitet soll auch nicht essen”, treibt jede Einzelne dazu an, sich den Anforderungen, die an sie gerichtet werden, anzupassen. Ungeachtet der eigenen Wünsche. Dieser durchgängig unmenschliche Zustand wird auch noch als produktive Konkurrenz bezeichnet.

Diese Situation in der das Individuum immer mehr eingeschränkt wird, folgt daraus, dass die ökonomische Logik sich zwangsweise auf alle Lebenssphären ausdehnt.

Die Umstrukturierung die wir zur Zeit an der Uni erleben, sind Folgen der durchkapitalisierung der Gesellschaft und müssen als solche angegangen werden. Alleine sind wir diesem Prozess ausgeliefert. Der einzelnen erscheint dieser Sachverhalt als etwas nicht-beeinflussbares. Es handelt sich aber nicht um natürliche Gesetze, sondern um einen gesellschaftlichen Zustand, und damit um einen den wir gemeinsam verändern können.

Um gegen Studiengebühren zu kämpfen müssen wir eben den jetzigen Zustand, das heisst die ökonomischen Grundlagen, verändern.

Studiengebühren stoppen,

für eine emanzipierte Gesellschaft


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