Basisdemokratisches Bündnis:

Neue Kürzungsrunde

Diesmal an den Nord-Fakultäten

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Kaum dass die Studiengebühren für alle Studierenden eingeführt wurden, um die Lehre zu ‚verbessern’, droht schon wieder eine neue Kürzungsrunde. Diese soll nur dieses Mal still und heimlich von statten gehen und trägt den Codenamen ‚Umstrukturierung’. Umstrukturierungen müssen per se nicht böse sein – in der Bildungspolitik sind sie es leider schon, wenn man an die Hochschuloptimierungskonzepte (HOK I, II, III) oder den Zukunftssicherungsvertrag denkt. Sie klingen zwar schön, brachten jedoch leider enorme Einschnitte mit sich.

Das Ziel dieser Umstrukturierung ist es, bei den meisten Fakultäten der Norduni „die Fakultätsbudgets um ca. 10-15% zu entlasten“. Im Klartext heißt das, es wird gekürzt und zwar sollen „20% der Professuren eingespart werden“1. Bei derzeit ca. 100 Professuren, sind das also 20 (!) Professor_innen-Stellen, die gestrichen werden sollen. Das soll natürlich durch „Synergie-Effekte“ ausgeglichen werden, sodass niemand merkt, dass da schon wieder ein_e Professor_in fehlt. Diese Behauptung entbehrt mal wieder jeder Grundlage. Wie sollen denn (aufgrund der vorangegangenen Kürzungsrunden) die ohnehin schon arg gebeutelten und vollkommen überlasteten Fakultäten eine weitere Kürzung überstehen, ohne dadurch weiter an fachlicher Kompetenz zu verlieren? Darüber hinaus werden von der Uni-Leitung schon einige ‚Einsparpotentiale’ angedeutet.

Weiterhin sei es wichtig das Profil in der Forschung zu schärfen, wofür diese Kürzungen notwendig seien (!), um neue finanzielle Spielräume zu schaffen. Hier wird also Profilschärfung und Verbesserung in der Forschung mit Kürzungen erreicht. Darüber hinaus sollen die Studiengänge „restrukturiert“ werden, um angeblich unausgelastete Studiengänge zu transformieren. Nach Aussage des Präsidiums sei es nämlich so, dass fast keine der Fakultäten ausgelastet sei. Diese Behauptung kommt dadurch zustande, dass für die Auslastungsbewertung immer die neu eingeschriebenen Semester herangezogen werden. Nun war es bei der Immatrikulation im letzten WS so, dass sich beispielsweise auf die Studiengänge in der Fakultät für Geowissenschaften und Geographie über 200 Bewerber_innen auf knapp 100 Studienplätze beworben haben. Nach der ersten Immatrikulationsrunde waren noch ca. 40 % der Studienplätze frei – das ist eine normale Quote. Das darauf von der Uni durchzuführende Nachrückverfahren wurde jedoch nicht direkt nach der ersten Einschreibefrist, sondern erst ca. 3 Wochen (!) nach Beginn des Semesters durchgeführt. Ähnlich lief das auch in anderen Fakultäten ab. Das heißt also, dass hier mit Zahlen operiert wird, die die Uni-Leitung selbst verschuldet hat. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Studiengänge voll ausgelastet wären, wenn die Uni-Verwaltung nicht geschlampt hätte. Kurz und gut: Die Auslastungsdebatte ist kein von den Fakultäten verschuldetes Problem, sondern eines, was das Uni-Präsidium vielleicht ganz bewusst produziert hat.

Besonders die geowissenschaftlichen Studiengänge seien nicht ausgelastet, heißt es in dem Papier aus dem Präsidium. Dort bestehe „für die nächsten zwei Jahre vordringliche(r) Handlungsbedarf“. Übersetzt heißt das ,entweder Ihr kriegt euren Studiengang voll, oder es wird gekürzt!’ Eine ähnliche Androhung hat auch schon die Informatik bekommen.

Die geplante Umstrukturierung

Der neueste Plan, den unser Uni-Präsidium wieder ausgeheckt hat, sieht zwei Umstrukturierungsvorschläge vor:

1. Aus den Fakultäten Agrarwissenschaften, Forstwissenschaften, Biologie und Geowissenschaften/Geographie sollen zwei Fakultäten gegründet werden: Eine für Umweltwissenschaften und eine für molekulare Biowissenschaften. Dazu sollen die einzelnen Professuren der derzeitigen Fakultäten in die neuen Fakultäten eingegliedert werden. Dabei werden die Fakultäten in Einzelteile zerlegt und neu zusammengewürfelt. So werden 2 Professuren für Geowissenschaften und Geographie in die neu entstehende Molekularbiologische Fakultät verlegt und 10 in die Umweltwissenschaften. Dazu kommt, dass 15 weitere Professuren in andere Fakultäten überführt werden. Fachlich zusammenhängende Themenbereiche werden so auseinander gerissen.

2. Der zweite Vorschlag sieht wie folgt aus: Es wird ein Mathematisch-Naturwissenschaftliches Studienzentrum eingerichtet. Das soll eine fakultätsübergreifende Verwaltungseinheit werden, unter der alle Naturwissenschaften (also auch Mathematik, Chemie und Physik) zusammengefasst werden. Dazu sollen viele wichtige Kompetenzen von den Fakultäten an dieses Studienzentrum abgegeben werden. Die Studiendekane der Fakultäten sollen den Vorstand bilden, in dem auch studentische Vertreter_innen und wissenschaftliche Mitarbeiter_innen mitbestimmen sollen. Deren Einflussmöglichkeiten sind wie überall sehr begrenzt. Auch dadurch sollen enorme Einsparungen (also Kürzungen!) möglich sein, die sich natürlich „positiv“ auf die Studiensituation auswirken.

Konsequenzen

Wir können uns auf die nächsten einschneidenden Kürzungen gefasst machen. Denn wie mensch sieht, hilft es da auch nicht jedes Semester 500 € Studiengebühren zu bezahlen, damit alles wieder gut wird. Stattdessen stehen, kaum dass die erste Überweisung ausgefüllt ist, schon wieder neue Kürzungen an. Wenn wir uns das weiter gefallen lassen, wird in ein paar Jahren nichts mehr von der derzeitigen Uni-Landschaft übrig bleiben. Alles, was nicht irgendwie ökonomisch verwertbar ist, wird einfach weg gestrichen. Also bleibt uns nur eine Chance: Wir müssen Widerstand leisten.


1) Die Zitate stammen aus einem ‚geheimen’ Papier der Uni-Leitung, an das wir über einige Umwege aber trotzdem gekommen sind.


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