open_uni geschlossen
Die „open_uni“, die für November geplant war, wurde bereits bevor sie ansatzweise konkretisiert werden konnte vom Dekan und den Fakultätsratbeteiligten der theologischen Fakultät eingestampft. Das Projekt open_uni war die Neuauflage dessen, was früher 48-Stunden-Uni hieß und hatte zum Ziel, zwei Tage lang einen Raum für selbstbestimmtes Lernen zu schaffen. In den Räumen des Theologicums sollten selbstorganisierte Lehrveranstaltungen mit lustigen, kreativen oder kritischen Themen den vereinheitlichten Lehrplan aufweichen.
Vor wenigen Monaten wurde der zuständige Dekan gefragt, ob eine Nutzung der Räume möglich sei. Dieser antwortete, er habe prinzipiell keine Bedenken doch wolle er sich erst, obwohl selbst entscheidungsbefugt, eine ‘demokratische ‘ Legitimation bei der nächsten Fakultätsratssitzung am 24. Oktober einholen. Die open_uni-Organisator_innen holten sich aufgrund dieser Ansage und des ‘gut gemeinten ‘ Rates des Dekans die Zustimmung der im Zeitraum der open_uni von Raumverlegungen betroffenen Professor_innen und Dozierenden ein.
Die nahezu durchweg positiven und wohlwollenden Antworten ließen die Hoffnung auf eine erfolgreiche „offene Uni“ keimen. Aber bereits in Gesprächen mit der Raumverwaltung wurden andere Töne gespielt. Eher beiläufig erfuhr eine Person aus dem Plenum, die Räume des Theologicums stünden dem Projekt nicht zur Verfügung. Außerdem hätte sich der Dekan bereits gemeldet und mitgeteilt, dass die open_uni nicht im Theologicum stattfinden könne. In einem erneuten Gespräch mit dem Dekan machte dieser deutlich, dass die Absage der Raumverwaltung zwar auf einem Missverständnis beruhe, er die Chancen für die open_uni aber eher gering einschätze. Mit Verweis auf die befürchtete Verunreinigung der Räumlichkeiten, angeblichen schlechten Erfahrungen in der Vergangenheit und ähnlich halbseidenen Argumenten nahm er den beiden anwesenden Personen nahezu jegliche Hoffnung. Erneut gab er allerdings das Versprechen, den nächsten Fakultätsrat dazu zu nutzen, das Thema demokratisch entscheiden zu lassen. Diese Argumentation, die sich auch nicht durch das Angebot, ggf. eine Reinigungsfirma zu beauftragen entkräften ließ, verwundert jedoch zumindest deshalb, weil noch vor einem Jahr die open_uni (damals noch unter dem Namen 48 Stunden-Uni) ohne Schwierigkeiten im Oeconomicum stattfinden konnte und es dort weder von Seiten des Dekanats noch von Seiten der Studierenden negative Rückmeldungen gegeben hatte – geschweige denn irgend etwas beschädigt worden wäre. Dieses Mal konnten die Organisator_innen der open_uni jedoch nicht auf das Oeconomicum zurückgreifen, weil es sich noch im Umbau befindet. Ausweichmöglichkeiten für das Projekt gab es nur wenige. Die einzig sinnvolle Alternative war das Theologicum, das, nicht zuletzt auch wegen seiner strukturellen Ähnlichkeit mit dem Oeconomicum und der Nähe zum Campus, nahezu ideal gewesen wäre. Das Gespräch endete mit der Vereinbarung, dass Personen aus dem Organisationsplenum dem Fakultätsrat „Rede und Antwort“ stehen würden. Der Dekan versprach sich zu melden, wenn abzusehen sei, wann das Thema besprochen würde. Trotz der deutlichen Ansage, dass eine Person des open_uni-Plenums als Ansprechpartner_in bis spät in die Nacht erreichbar sei, warteten die Organisator_innen vergeblich. Vier Tage darauf erreichte das Plenum eine knapp gefasste Mail: „leider muß ich Ihnen mitteilen, daß - wie erwartet - Ihr Antrag im Kollegium einstimmig abgelehnt wurde. [...] Wir sind immer noch nicht fertig mit der Renovation (sic!) unserer Fakultät und möchten (sic!) den neuen Anstrich etc. nicht gefährdet sehen.“
Das Verständnis, dass sich der Dekan erhoffte, bringt das open_uni Plenum allerdings nicht auf. Die Verdrängung selbstverwalteter Strukturen aus allen Bereichen der Universität ist nicht zu entschuldigen! Auf die Paradoxie, dass mit hübschen gelben Zetteln z.B. im Oeconomicum ein „schöneres Studieren in renovierten Räumen“ angepriesen wird, während gerade mit Verweis auf die Renovierung dieser Räume die studentische Nutzung verweigert wird, sei hier nur am Rande hingewiesen. Das Verfügungsgebäude wird für Parties nach der Renovierung nicht mehr zur Verfügung stehen, ebenso das Oeconomicum, das seither wie ein goldener Apfel gehütet wird. Nur mit einer gehörigen Portion Naivität lässt sich hoffen, dass nach Abschluss der Bauarbeiten alles besser wird.
Mit fadenscheinigen Argumenten werden kritische und selbstbestimmte Inhalte immer weiter ins Abseits gerückt. Einmal mehr wird deutlich, in welch einem desolaten Zustand sich der aktuelle Bildungs- und Wissenschaftsbetrieb befindet.