Basisdemokratisches Bündnis:

Ich hab ' ja nichts zu verbergen...

Warum Themen wie Vorratsdatenspeicherung, Payback und RFID nur für eine kleine Gruppe von linken Extremist_innen relevant sind.

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Neulich hat mich Peter gefragt, ob ich mit nach Hamburg komme, da sei ne Demo, gegen Vorratsdatenspeicherung und Überwachung. Vorratdatenspeicherung, also Speicherung von Anruferdaten bis zu einem halben Jahr. Ich würde zwar nicht behaupten, dass ich das gut finde, klingt schon ein bißchen nach George Orwell. Aber direkt schlimm ist das nicht, ich hab ja nix zu verbergen... Für Peter könnte das zwar ein bißchen doof sein, schließlich ist der glaub ich in so ner Antifa Gruppe. Wenn ich so drüber nachdenke, passt der eigentlich gut in das Täterprofil dieser militanten gruppe. Er bewegt sich in linken Kreisen, studiert, kann also wissenschaftlich klingende Texte schreiben, außerdem ist er bisher nicht vorbestraft. Hat ja schonmal zur Verhaftung gerreicht. Ob der was damit zu tun hat? In dem Fall ist es vielleicht ganz gut, zu wissen, mit wem der so telefoniert. Aber mal ehrlich, wer wird sich schon für MEINE Gespräche interessieren. Meine „personenbezogenen Daten“ sind auch für niemanden interessant. Geben täte es aber recht viele. Ich hab mal ein bisschen nachgedacht und bin auf relativ viele Sachen gestoßen. Also so rein theoretisch bin ich ganz schön digitalisiert. Am Supermarkt bezahle ich mit EC-Karte, außerdem habe ich mehrere Kundenkarten. In der Mensa bezahle ich mit meinem Studiausweis, im Internet schreibe ich in verschiedenen Foren, aber das ist ja auch halbwegs anonym. Gestern war ich in der Bibliothek, der HiWi hat ein bisschen gegrinst. Mein Freund hatte sich Bücher über Sexualität im Mittelalter ausgeliehen, scheint also auch nachvollziehbar zu sein, was ich so in der Bib ausleihe.

Man muss ja auch mal sehen, dass das Vorteile hat, mit diesen gespeicherten Daten: bei GMX bekomme ich zum Beispiel Werbung, die mich auch wirklich interessiert, weil ich diese Fragebögen zu meiner Person ausgefüllt habe. Wär mir zwar peinlich, wenn jemand wüsste, dass ich mich eigentlich überhaupt nicht für Sport interessiere. Meine Krankenkasse sollte das wohl auch besser nicht in die Finger kriegen, die haben jetzt so einen gestaffelten Tarif, wenn die wüssten, dass ich rauche, müsste ich da zum Beispiel mehr bezahlen. Ach ja und die GEZ sollte wohl auch besser nicht wissen, dass ich an Fernsehgewinnspielen teilnehme. Ob das stimmt, dass die an so Daten rankommen? Wer kommt überhaupt an meine Daten ran? Ob sich ein_e Arbeitgeber_in die Mühe machen wird, zu versuchen, was über mich rauszufinden? Wenn der meinen Namen bei Google eingibt, würde er zumindest wissen, dass ich für die Linken kandidiert habe bei Hochschulwahlen, die Listen sind immer noch online. Oh - und um die Fotos bei StudiVZ sollte ich mich auch noch kümmern, hoffentlich hat mich letztes Wochenende niemand verlinkt. Ach ja und vielleicht sollte ich mal gucken, ob man meinen Namen, den ich für diese Freiraum-Kampage hergegeben habe, mal wieder löschen kann. Das ist ja jetzt auch schon was länger her. Wobei das auch komisch ist - die Seite ist schon wieder offline, Google hat sie aber trotzdem noch gespeichert.

Peter hat schon wieder angerufen, ob ich jetzt mitkäme nach Hamburg und auch ob ich wieder kandidieren würde. Werde ich wohl nicht machen, bin schließlich bald fertig und so wichtig ist das ja jetzt auch nicht, dafür will ich lieber keinen Job riskieren. Wenn ich so drüber nachdenke, telefonieren Peter und ich ganz schön oft. Nicht, dass da mal ein falscher Verdacht auf mich fällt. Vielleicht sollte ich ihm sagen, dass er nicht so oft anrufen soll. Auf die Demo werde ich wohl doch nicht fahren, wenn ich da ne SMS kriege, lässt sich das noch ein halbes Jahr nachvollziehen und schließlich wird da gefilmt und das muss ja auch nicht unbedingt sein.


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