Basisgruppen, BB, was ist das?

Basisgruppen

[Bild]

Basisgruppen gibt es an fast allen Fachbereichen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Uni-Gruppen geht es bei Basisgruppen in erster Linie um eine "außerparlamentarische" Organisierung der Studierenden an der Basis - also an den jeweiligen Fachbereichen. Basisgruppen setzen nicht auf "Vertretung" in den studentischen Gremien, sondern auf Entscheidungsfindung, selbstorganisierte Bildung in kritischer Theorie und praktische Politik jenseits von den formaldemokratischen bestehenden Institutionen - dennoch werden viele linke Fachgruppen und Fachschaftsräte1 von den Basisgruppen gestemmt und die Politik der Basis in die Gremien getragen. An einigen Fachbereichen sind Fachgruppen und Basisgruppen (wie es vor einigen Jahren überall üblich war) synonym.

In Basisgruppen gibt es keine Vorgesetzen und keine formalen Hierarchien. Informelle Hiererachien, die sich in allen Gruppen auch ohne formale Strukturen herstellen, versuchen wir auf allen Ebenen abzubauen. Basisgruppen sind nicht daran interessiert, einmal durch eine Wahl legitimiert ihre Interessen durchzudrücken, sondern legt Wert auch auf eine basisdemokratische Organisation der Fachschaften: die Treffen sind öffentlich, jede_r kann und sollte kommen uns sich aktiv einbringen.

Basisgruppen zielen in ihrer politischen Arbeit auf emanzipatorische Veränderung der Gesellschaft im Allgemeinen, sowie an der Uni. Das bedeutet auch einen konsequent herrschaftskritischen Ansatz - gegen jede Form von Herrschaft und Herrschaftsstrukturen (wie Rassismus, Patriarchat, Kapitalismus etc.). Die Themen reichen dabei von konkreter kritischer Auseinandersetzung mit den eigenen Studieninhalten am Fach über Kritik am Bildungssystem hin zu Kapitalismuskritik, Antifaschismus, Feminismus usw. Die einzelnen Basisgruppen sind in der Ausrichtung und dem Grad der Bindung an "Uni-Themen" sehr unterschiedlich - so unterschiedlich, wie die Interessen derer sind, die in den Basisgruppen aktiv sind.

Wer Lust hat in einer Basisgruppe aktiv zu werden ist in jeder Basisgruppe willkommen - egal ob er_sie an dem Fach studiert oder gar nicht an der Uni verortet ist. Basisgruppen sind offene Gruppen - d.h. jede_r kann zu den Gruppenplena kommen.

Mehr zu Basisgruppen erfahrt ihr auf unserer Basisgruppen-Seite. Dort findet ihr auch Links und Kontaktmöglichkeiten zu den einzelnen BGs - am meisten erfährt man über die unterschiedlichen BGs über ihre eigenen Homepages.

Das Basisdemokratische Bündnis

[<small>Basisdemokratisches Bündnis</small>]
Basisdemokratisches Bündnis

Basisgruppen haben sich seit jeher auch auf Uni-weiter Ebene zusammengeschlossen. In den letzten Jahrzehnten sind daraus unterschiedliche Uni-Gruppen oder Wahllisten entstanden, die zu den Wahlen zum Studierendenparlament2 angetreten, und den AStA3 mit gestellt haben. In den Neunzigern passierte dies über die LiFaBa ("Linke Fachschaften und Basisgruppen")-Liste, später als Basisgruppenliste. Dabei ging es jedoch nie um eine "Dachorganisation" der Basisgruppen - Entscheidungen wurden von unten nach oben gefällt, die Basisgruppen selbst waren und sind unabhängige Gruppen.

2003 schlossen sich Basisgruppenliste, AK Gender und das kurz zuvor gegründete "Bündnis gegen Studiengebühren" zum "Basisdemokratischen Bündnis" (BB) zusammen - mit dem Ziel den kurz zuvor an mitte-rechts Hand verlorenen AStA wieder von einer technokratischen Interessenverwaltung zu einer kritischen Stimme umzufunktionieren und emanzipatorische studentische Proteste an der Uni voran zu treiben.

Nach kurzer Zeit hatte sich das BB zu einer eigenständig handlungsfähigen Gruppe entwickelt und war zunächst eine Doppelstruktur - zum einen arbeitete das BB eng mit Basisgruppen zusammen und trug die Basisgruppen-Politik auf Uni-Ebene weiter. Zum anderen arbeitete es an eigenen Themen und Kampagnen - in diesem Sinne konnte das BB auch als eine "Basisgruppe auf Uni-Ebene" verstanden werden.

Inzwischen hat sich das BB zu einem Zusammenschluss aller Basisgruppen weiter entwickelt, in der alle Basisgruppen eingebunden sind. Einmal im Monat findet ein Vernetzungs-Plenum statt, an denen alle Basisgruppen-Aktivist*Innen teilnehmen und von unten emanzipatorische Politik an der Uni vorantreiben können.

Den AStA, der momentan eher sich selbst in seiner Handlungsfähigkeit beschneidet, indem man sich freiwillig auf "Uni-Politik" beschränkt, zurück zu gewinnen ist aber längst nicht das einzige Feld, in dem das BB aktiv ist. Das StuPa ist nur ein Nebengeschäft, die eigentliche Arbeit findet in der konkreten Außeinandersetzung an der Uni z.B. um Studiengebühren, die Zumutungen des BA-Studiengangs, Kürzungen usw statt. Analysen und Theorie wird erarbeitet und in praktische Proteste und Veranstaltungen umgesetzt.

Das BB pflegt dabei enge Kontakte mit linken Gruppen aus der Stadt. Wenn Nazis in Göttingen aufmarschieren wollen, wenn Abschiebungen drohen, wenn der Castor rollt, wenn Homosexuelle bedroht oder ausgegrenzt werden, wenn Frauen sich mit weniger Gehalt zufrieden geben müssen oder sexualisierter Gewalt ausgesetzt sind, wenn studentische Burschenschaften Antisemiten einladen, wenn deutsche Vernichtungs-Geschichte umgeschrieben wird - dann betrifft das auch die Studierenden. Leider ist nichts davon eine Ausnahme und finden ebenso auch in der Uni statt. Daher gehören "Allgemein"- und "Uni-Politik" zusammen und lassen sich nicht voneinander trennen.

Mehr zum BB erfahrt ihr in unserem ausführlichen Selbstverständnis, oder unsere Themen, zu denen ihr eine umfangreiche Sammlung an Analysen und Artikeln finder oder über unsere Publikationen.

Mehr über Basisdemokratie in "Was ist Basisdemokratie?", mehr über basisdemokratische Politik und der Kritik an der sog. "unideologischen Sachpolitik" des bestehenden AStA z.B. unter "Fragend schreiben wir voran"


1) Fachgruppen sind die formalen studentischen Vertretungsorgane an den einzelnen Fächern. Sie werden von allen Studierenden des Fachs gewählt und verfügen über ein Budget und Vertreten die Studierenden in unterschiedlichen Entscheidungsgremien. Fachschaftsräte sind analog dazu an Fakultäten angesiedelt und vertreten entsprechend alle Studierenden der jeweiligen Fakultät.

2) Das Studierendenparlament (StuPa) ist ein studentisches Gremium auf Uni-Ebene. Etwa vergleichbar mit dem Bundestag auf Bundes-Ebene vertritt das Studierendenparlament alle Studierenden der Uni und wird direkt gewählt. Anders als beim Bundestag handelt es sich aber um ein Organ der Interessenvertretung, nicht um eine "Legislative". Aus dem StuPa wird der AStA gewählt, welcher die aus Vorsitzendem und Referenten besteht, die die ausführende Arbeit der studentischen Interessenvertretung übernimmt.

3) Der AStA ist das "höchste" Gremium der studentischen Interessenvertretung an der Uni. Er wird aus dem Studierendenparlament gewählt und richtet mit seinem Budget verschieden Referate (etwa zu Gremienarbeit, Hochschulpolitik, Sozialreferat, Finanzen, Antifaschismus, Gender usw.) ein und übernimmt ausführende Tätigkeiten der Interessenvertretung auf Uni-Ebene. Er ist gemäß der Idee von der Interessenvertretung das "Sprachrohr" der gesamten Studierendenschaft.

Erschienen am: 25.09.2008 zuletzt aktualisiert: 24.09.2009 18:22 AutorIn: email-address