Studentische Selbstverwaltung?

Was ist das denn? – Die Maus erklärt es euch

Alljährlich gibt es an der Uni Wahlen zu den studentischen Selbstverwaltungsgremien. Aber irgendwie kriegt man immer gaaanz schwer raus, was man da eigentlich wählt und was die Gremien denn da eigentlich für Aufgaben und Befugnisse haben. Und außerdem ist das ja ein komischer Ausdruck „studentische Selbstverwaltung“. Und weil das irgendwie alles so komisch klingt, versuch ich, die Maus, Euch das mal zu erklären.

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Studentische Selbstverwaltung bedeutet nämlich, dass auch die Studierenden eigene Gremien und Befugnisse haben und die Entscheidungen nicht nur von der Uni-Leitung abhängen. Das klingt gut findet ihr? Ich auch. Denn den Studierenden steht z.B. ein eigener Finanztopf zu Verfügung. Was aber auch und vielleicht sogar viel wichtiger ist, ist dass durch studentische Selbstverwaltung die Studierenden offiziell nach Innen und Außen vertreten werden. Und außerdem haben die Studierenden ein Mitbestimmungsrecht bei den Entscheidungen der Universität. Das ist doch noch besser. Aber irgendwie passt das nicht so ganz. Denn neulich, da war ich bei einer Senatssitzung, das war vielleicht komisch. Da sitzen ganz viele Professor/inn/en, ich glaube von jeder Fakultät mindestens eine/r und dann sitzen da noch Mitarbeiter/innen aus der Uni, aber die sind schon viel weniger als die Professor/inn/en und der Uni-Präsi. Ja und die Studierendenvertretung erst. Da war genau einer. Und das versteh ich dann auch wieder nicht. Denn weder die Studierenden noch die Mitarbeiter/innen können da was entscheiden, wenn sich die Professor/inn/en und die Uni-Leitung einig sind. Dann können die Studierenden ja doch nicht so toll mitbestimmen. Das ist doof.

Überhaupt, was ist das eigentlich, Mitbestimmung? Nun sehen wir uns das Wort doch mal etwas genauer an. Es besteht aus „mit“ und aus „bestimmen“. „Mit“ bedeutet doch soviel wie man darf irgendwo bei mitmachen. Zum Beispiel Mit Fußball spielen, oder mitlesen. Auf jeden Fall scheint das zu heißen, dass man dabei ist. Und „bestimmen“? Was ist das eigentlich? Das bedeutet, dass man über etwas bestimmen kann – also sagen kann, das muss jetzt aber so und so passieren. Oder was es noch viel anschaulicher macht: Ich sage du musst tanzen und wenn Du dann deshalb tanzt, auch wenn Du das überhaupt nicht magst, habe ich bestimmt. Das ist natürlich eine Machtfrage, aber wer bestimmen kann, hat die Macht, und das ist eigentlich immer eine Macht über andere Menschen. Dann heißt „Mitbestimmung“ also soviel wie dabei mitzumachen anderen zu sagen, was sie machen sollen. Das finde ich persönlich ganz scheiße. Aber naja. So scheint das dann wohl zu sein. Ihr versteht noch nicht, was das mit Selbstverwaltung in der Uni zu tun hat? Kein Problem erklär ich Euch. Und damit es leichter verständlich ist, wie das funktioniert, hab ich Euch noch die tolle Graphik (siehe Bild unten) gebastelt. Fangen wir doch mal unten an – das ist leider auch in der Hierarchie ganz unten:

Fachgruppensprecher/in

Wie der Name schon sagt, spricht da irgendwer und zwar für die Fachgruppe. Eine Fachgruppe gibt es an jedem Fachbereich und wenn sie mehr als 200 Studierende hat, dann darf sie eine Vertretung haben. Ihr findet, dass das eine komische und willkürliche Festlegung ist? Ich auch. Was macht denn so ein/e Sprecher/in. Nun nennen wir ihn/sie Peter, der ist schon seit 3 Jahren Fachgruppensprecher für die Geograph/inn/en. Der dachte sich nämlich auch: reden, das mach ich den ganzen Tag und das macht Spaß, warum soll ich mir das nicht offiziell anerkennen lassen und für die ganzen Geograph/inn /en quatschen? Gesagt getan, er stellte sich zur Wahl. Und weil er das anscheinend so toll macht, das Sprechen, habt Ihr ihn die nächsten beiden Jahre auch noch gewählt. Oder habt Ihr ihn vielleicht nur gewählt, weil kein/e andere/r Lust hatte für die Geograph/inn/en ein bisschen rumzuquatschen? Vielleicht erzählt er gar nicht so tolle Sachen, aber da er der einzige ist, der dazu Lust hat, habt Ihr ihn deshalb gewählt. Immerhin einer, der für die Geograph/inn/en spricht. Naja, waren nur so ein paar Gedanken.

Fachschaftsparlament (FSP)

Dann gibt es da noch das Fachschaftsparlament. Die Studierenden einer Fakultät wählen ein Fachschaftsparlament. Wie groß das FSP ist, richtet sich nach der Anzahl der Studierenden in einer Fakultät. In der Fakultät für Geowissenschaften und Geographie gibt es im FSP 7 Sitze. Wer 4 hat, hat gewonnen. Eigentlich machen die da nichts, außer auch nen bisschen quatschen und dann noch den Haushalt beschließen. Das ist also genauso spannend wie im Landtag.

Fachschaftsrat (FSR)

Ach ja und dann wählen die im FSP noch eine Regierung. Die nennt sich nur nicht Landesregierung wie in der „großen“ Politik, sondern Fachschaftsrat. Die treffen sich noch häufiger zum quatschen (und manchmal trinken die auch Bier dazu – aber das bleibt unter uns). Sonst sind sie noch dazu da, die Interessen der Studierenden der Fakultät nach Innen und Außen zu vertreten. Dazu zählt auch das sie eine/n Vertreter/in in die Fachschaftsräteversammlung schicken.

Fachschaftsräteversammlung (FSRV)

In der Fachschaftsräteversammlung (FSRV) trefen sich dann die ganzen Vertreter/innen der Fakultäten, auch um wieder zu quatschen. Nur das ist dann schon etwas ungemütlicher, denn da sitzen 23 Menschen, jedenfalls wenn alle wirklich mal kommen würden. Auf jeden Fall ist das da nicht ganz so gemütlich, weil 23 Menschen aus lauter verschiedenen Fakultäten heißt auch viele verschiedene Meinungen und auch Leute, die keine Lust haben was zu machen, aber trotzdem nicht wollen, das andere was machen. Und neulich, da wurde extra von einigen Gruppen rumtelefoniert, dass da nicht genügend Stimmberechtigte hingehen, um so erst gar nicht abstimmen zu können. Das nennt man dann nicht beschlussfähig. Das ist die FSRV, wenn weniger als die Hälfte der Stimmberechtigten anwesend sind. Jedenfalls sollten da neulich Gelder für die 48h-Uni bereitgestellt werden. Das ist eine ganz tolle Veranstaltung, bei der Studierende, Schüler/innen oder andere Menschen, selbst Seminare für diejenigen anbieten, die nicht immer nur was von den Dozierenden, Chefs, etc. lernen wollen. Und das wollen die konservativen Menschen natürlich nicht, sie glauben, dass ist so eine böse Linke Veranstaltung. Und deshalb wollten sie darüber gar nicht erst abstimmen. Das hat leider auch geklappt. Ja – so läuft das da ab.

Die FSRV soll ein Gegengewicht zum Studierendenparlament (StuPa) sein, so wie der Bundesrat zum Bundestag. Aber das funktioniert so leider nicht, denn die FSRV hat nicht so viele Befugnisse wie das StuPa und auch viel weniger Geld. Das Geld wurde der FSRV übrigens vor ein paar Jahren vom AStA ganz doll gekürzt, damit die nicht mehr soviel Einfluss hat. Auch nicht so die feine Art!

Studierendenparlament (StuPa)

Das StuPa wird jährlich von den Studierenden der Universität gewählt. Das ist also so was wie der Bundestag. Da gibt es auch richtige Parteien, die zur Wahl antreten. Höchst spannend, was die so alle zusagen haben. Einige geben sich sogar Mühe und drucken Zeitungen, in denen steht, was sie gerne wollen und wie sie das machen wollen. Wenn man sich das vor der Wahl durchliest, kann man schon entscheiden, wen man wählt. Achso, da war doch noch was: Das StuPa wählt noch den Allgemeinen Studierenden Ausschuss (AStA). Was das ist erklär ich Euch natürlich auch noch:

Allgemeiner Studierenden Ausschuss (AStA)

Der AStA ist so was wie die Regierung und soll die Interessen der Studierenden nach Innen und Außen vertreten. Das passiert aber nicht immer. Zum Beispiel hat der AStA dieses Semester versucht, soviel wie möglich zu tun, um eine Urabstimmung zu den Studiengebühren zu verhindern. Als das dann nicht ging, haben sie einfach für die Abstimmung keine Werbung gemacht. Hmmm Studierendenvertretung, naja ist nicht immer drin was draufsteht. Aber da kann man ja mit seiner Wahl was dran verändern.

Das ist aber leider auch nicht immer so richtig, denn wenn man eine Gruppe wählt, heißt das ja noch lange nicht, dass die dann später auch bestimmen darf. Das wird immer damit begründet, dass die Mehrheit entscheidet und dass das ja wohl gut ist. Aber das kann ziemlich komische Auswüchse annehmen. Denn wenn sich 4 Menschen zum Beispiel auf dem Marktplatz treffen und der eine auf einmal feststellt, dass er Lust hat jemande/n zu verhauen, kann man darüber auch abstimmen. Nun sind aber nur die 4 Menschen auf dem Markt und das bedeutet, dass ein Mensch von den Vieren Verhauen werden muss. Wer, ist schnell geklärt, das ist der Kleine, der hat nämlich neulich Musik gehört, die die anderen noch nicht hatten. Ja das ist unfair, einfach so Musik hören, was denkt der sich eigentlich? Also stimmen die 4 ab. Drei Menschen sind für den Vorschlag den einen zu verhauen, und einer ist dagegen. Das ist aber auch eine Mehrheitsentscheidung. Super. Jetzt wird der Arme verhauen und das ist sogar demokratisch legitimiert – mal davon abgesehen, dass er auch wenn er dagegen gestimmt hat, er in gewisser Weise selbst dazu beigetragen hat! Mir gefällt das jedenfalls nicht. Aber so ist das mit der Demokratie.

Neulich hab ich nämlich noch was anderes Komisches gesehen. Da haben sich nämlich die Leute vom AStA einen Abend vor der StuPa-Sitzung getroffen und haben über die Anträge abgestimmt, die am nächsten Tag auf der Tagesordnung standen. Ja und was ist dabei raus gekommen? Genau, die Mehrheit hat entschieden, wie sich die gesamte Fraktion am nächsten Tag zu verhalten habe. Aber einige, von denen die anders gestimmt haben, fühlten sich dabei nicht wohl. Deshalb wurden sie dann am nächsten Tag, bei der richtigen Sitzung, als es zu der Abstimmung zu dem entsprechenden Punkt kam, einfach von ihrer eigenen Partei ausgewechselt gegen jemande/n der/die damit keine Probleme hatte. Ja, das gehört auch zum Mitbestimmen.

Alles äußerst seltsam, mit dem Bestimmen, was andere Menschen zu tun oder zu lassen haben. Ich hoffe ich hab es geschafft, das ihr von Studentischer Selbstverwaltung und von Mitbestimmung nun etwas mehr gelernt habt.

Eure Maus

Erschienen am: 13.10.2008 zuletzt aktualisiert: 13.10.2008 20:14 AutorIn: email-address