Das VG bekommt neue Toiletten und die Geschlechterforschung wird eingespart

Sind Frauen inzwischen gleichberechtigt? Oder werden nicht doch noch immer die Menschen auf Grund ihres zugeschriebenen Geschlechts unterschiedlich behandelt und in Kategorien eingeordnet?

Gerade in der nahen Vergangenheit häufen sich die Fragen danach, was denn wirklich dran ist an Vorurteilen wie „Frauen können schlechter einparken als Männer“ und „Männer können nicht zuhören“ – doch meist werden sie mit pseudowissenschaftlichen Argumenten bekräftigt. Ob Bestseller in den Buchläden oder Samstagabendshows auf RTL – sie alle machen ein großes Geschäft mit „dem kleinen Unterschied und seinen großen Folgen“, denn das Interesse in der Gesellschaft ist groß.

Doch anstatt sich soziologisch mit der Entstehung und Konstruktion von Geschlechterrollen zu befassen, bleibt das Interesse bei den Meisten oberflächlich. Um den Vorurteilen auf einer anderen Ebene zu begegnen, hat sich die Geschlechterforschung gebildet und in den vergangenen sechs Jahren an der Uni Göttingen etabliert. Das Studienfach beschäftigt sich also mit den unterschiedlichsten Fachbereichen und beleuchtet ihre Inhalte mit dem speziellen Blick auf Geschlechterrollen.

Welche Rolle spielte die Frau in der offiziellen Geschichtsschreibung? Wie werden Frauen und Männer in den Medien dargestellt? Wie haben sich die Geschlechterverhältnisse in der Gesellschaft der vergangenen Jahrhunderte verändert? Die Studierenden besuchen die Seminare der unterschiedlichen Einrichtungen und gehen diesen Fragen nach.

Doch nun wurde die Koordinatorin des Fachs gegangen. Der befristete Vertrag von Helga Hauenschild ist mitten im Semester nicht verlängert worden und die Zukunft des Fachs somit unklar. Wer soll sich in Zukunft um Organisation kümmern? Wer ist Ansprechpartner für die Studierenden? Und wer gibt den Erstsemestern einen Überblick über die Theorien, die Methoden und die Grundidee des Fachs? Diese Fragen und noch viele mehr stellen sich nicht nur die Kommilitonen aus ihrem für die BA-Anforderungen unverzichtbaren Einführungs-Seminar, das in der dritten Woche abgebrochen werden musste. Aber offensichtlich sind sie bei der Arbeitgeberin Georgia Augusta nicht von Interesse. Die Begründung dafür, dass Hauenschild nicht weiter beschäftigt wird ist Folgende: Wenn Hauenschild einen weiteren Vertrag bekäme, hätte sie arbeitsrechtlich die Möglichkeit, sich auf eine Festanstellung einzuklagen und dies galt es zu verhindern. Eine solche Beschäftigungspolitik allein wäre ja schon skandalös. Aber auch was aus dem Fach in Zukunft wird oder aus den Studierenden, denen nun die Dozentin und Koordinatorin fehlt, wird damit im gleichen Atemzug für zweitrangig erklärt.

Dass mit den Studiengebühren die Lehre nicht verbessert wird, wussten wir ja schon lange. Dass „dem Kunden“ nun aber auch „die Ware“ Bildung nur unvollständig zugänglich gemacht wird, kann Grundlage für eine Sammelklage werden. Mit einer Unterschriftenaktion versuchen nun die Studierenden die Uni dazu zu bringen, Hauenschild wieder einzustellen. Doch sollte das nichts bringen, sollte man die Universität nicht nur mit einer Klage konfrontieren, sondern auch die Gewerkschaft informieren.

Erschienen am: 03.12.2007 zuletzt aktualisiert: 12.10.2009 13:44 AutorIn: email-address