Bundesweite Vernetzung
Bundesweit gehen momentan Schülerinnen, Studierende und Auszubildende in über 70 Städten auf die Straße. Die Vorbereitung für den Bildungsstreik 2009 begannen aber bereits im letzten Jahr, seit dem fanden kontinuierlich Treffen statt, so u.a. In Kassel, Heidelberg und Berlin. Dieses sich formierende Treffen versteht sich als Vernetzung und loses Bündnis für die einzelnen Städte. Klar war von Anfang an, dass der Protest dezentral an den eigenen Standorten organisiert werden sollte. Das Vorbereitungstreffen übernahm die Bereitstellung einer Basisinfrastruktur, diese deckte Homepage, Materialien, Bündnisarbeit, Repressionsarbeit,Terminwahl sowie ein grobes Grundkonzept ab.
Konsens herrschte von Anfang an darüber, dass das Bildungssystem, sowie es gegenwärtig besteht, abgeschafft werden müsse. Doch über das „wie genau“ wurde lange diskutiert. Letztendlich einigte man sich auf einen Minimalkonsens, und erkannte, dass die Problemlage viel zu vielschichtig war, um auf eine differenzierte, radikale und tiefgründige Analyse zurückgehen zu können, und auch zu wollen. Man verständigte sich darauf, dass das bundesweite Treffen dies nicht leisten könne. Letztlich wurden Basisforderungen formuliert, die lediglich zur Orientierung galten. Das implizierte vor allem auch, dass jede einzelne Bildungseinrichtung, die sich an diesem Streik beteiligt, ihre Art des Protestes sowohl inhaltlich als auch organisatorisch frei gestaltet. Man war von keinen Forderungen abhängig, dementsprechend konnte sich ein breiter Protest formieren.
Vieles hört sich hier so leicht an. Hinter all diesen Entwicklungen und Strukturen steckt harte Arbeit und so manch harte interne Auseinandersetzung in einem Großplenum mit nicht selten über 80 Personen. Lange Nächte und strapazierte Nerven, sowie der ein oder andere Wut- oder Frustanfall standen auf der Tagesordnung. Aber positiv zu bewerten ist, dass das Interesse gemeinsam etwas zu erreichen groß ist und auch trotz aller Konflikte sich ein gemeinsames Ziel herausbildet. Ein System zu kippen, worin jede einzelne Person als zukünftige Arbeitskraft gilt und wo nur eins im Vordergrund steht: die Verwertbarkeit des einzelnen Individuums.
Bündnisarbeit in so einem Rahmen ist nicht leicht zu bewerkstelligen, doch blicken wir auf diese Entwicklung zurück, wo es nur eines Anstoßes bedurfte, um etwas in Gang zu setzten, von dem wir noch keine Vorstellung haben, wie es ausgehen wird. Klar ist aber, wir müssen selbst aktiv werden und das mögliche Potential, welches sich hinter dieser bundesweiten Vernetzung verbirgt, nutzen, um genügend Druck auf die aufbauen zu können, die uns diesen Schlamassel eingebrockt haben. Legen wir los. Göttingen ist nicht allein.