Nazi-Aufmarsch gestoppt!
Gegen 16:00 Uhr war Schluss für die ca. 300 NPD-AnhängerInnen: In den ca. fünf Stunden schafften es die Nazis mit ihrer Demo vom Bahnhof gerade mal über die Weender Landstraße bis zur Kreuzung am Kreuzbergring. Konsequente Gegenaktivitäten von Antifaschistinnen und Antifaschisten zwangen sie dazu, ihre Demo vorzeitig aufzulösen und auf ihre geplante Route von ca. 7 Kilometern Länge quer durch die Oststadt zu verzichten.
Auf der Gegendemonstration des "Bündnisses gegen Rechts" fanden sich ca. 5.000 TeilnehmerInnen ein. Lautstark zogen sie durch die Innenstadt und demonstrierten ihre Missbilligung gegenüber den Nazis und ihrer menschenfeindlichen Positionen. Zeitgleich sammelten sich Studierende und AntifaschistInnen auf dem Campus in Kleingruppen, um dem Nazi-Aufmarsch entschlossen entgegen zu treten.
Der Demonstrationszug der Nazi-Demo musste zunächst einige Zeit auf dem Bahnhofvorplatz verharren. Einige ihrer KameradInnen etwa aus Hannover kamen nicht mit dem erwarteten Zug an, da sie aufgrund massiver Gegenproteste auch am Bahnhof in Hannover nicht in den Zug einsteigen konnten. Um ca. 13:00 Uhr zogen sie zur Kreuzung am Weender Tor weiter, an dem sie erneut aufgehalten wurden. Mehrere kleine Sitzblockaden auf der Weender Landstraße wurden relativ schnell geräumt.
Bevor die Nazis das Weender Tor erreichten gelang es ca. 200 AktivistInnen auf den Nikolausberger Weg zu gelangen und eine Barrikade zu errichten und zu entzünden. Es folgten zahlreiche weitere Barrikaden im Kreuzbergring, in der Humboldallee, im Waldweg und den anliegenden Nebenstraßen.
Die Polizei leitete zunächst die Demonstration der Nazis um. Sie sollten statt über den Nikolausberger Weg nun einen Schlenker über die Weender Landstraße machen, um dann den Kreuzbergring hinauf zu laufen. Ihr Marsch über die Weender Landstraße Richtung Kreuzbergring konnte nur mit Hilfe der Polizei ermöglicht werden: Zahlreiche GegendemonstrantInnen begleiteten den Marsch vom Campus aus mit wütenden Rufen und versuchten Sitzblockaden. Beim Passieren des Parkplatzes vor dem Campus flogen Steine, Flaschen und andere Gegenstände in Richtung der Nazis.
Aufgrund des massiven antifaschistischen Widerstands erklärte die Polizei die Nazi-Demonstration für nicht weiter durchführbar. Gegen 16:00 wurde sie aufgelöst. Die Nazis zogen über die Güterbahnhofstraße hinter dem Iduna-Zentrum, über die Berliner Straße zurück zum Bahnhof und traten ihre Heim-Reise an. Auch ihr Rückweg war begleitet von massiven Protesten. Einige AnwohnerInnen machten ihrer Sicht der Dinge Luft, indem sie Bio-Müll und andere Gegenstände aus den Fenstern auf die Nazis regnen ließen.
Während die Nazis bereits auf dem Rückweg waren, verschärfte die Polizei die Kontrollen an den Zugängen zur Innenstadt. Am Auditorium wurden etwa 30 Menschen eingekesselt und sollten mit der Begründung, sie würden dem Aussehen nach der "autonomen Szene" zugeordnet werden, festgenommen werden. Beim Ermittlungs-Ausschuss (EA) der Roten Hilfe sind zahlreiche weitere Berichte über Festnahmen bzw. Ingewahrsamnahmen und eine harte Gangart der Polizei rund um die Innenstadt und dem Campus vor allem nach dem Abzug der Nazi-Demonstration eingegangen. Der Ermittlungsausschuss (EA) der Roten Hilfe teilte mit, dass im Laufe des Tages mindestens 44 Ingewahrsamnahmen und mindestens 13 Festnahmen durchgeführt wurden.
Der massive antifaschistische Widerstand vor Ort und die entschlossenen Proteste haben damit den Versuch der Nazis, verstärkt in Göttingen Fuß zu fassen, zunächst vereitelt. Nun gilt es auch im Alltag Rassimus, Antisemitismus, Nationalismus und Diskriminierungen entschieden entgegen zu treten.
Weitere Informationen finden sich hier:
beim Göttinger Stadtradio
auf Indymedia:
http://de.indymedia.org/2005/10/130881.shtml
http://de.indymedia.org/2005/10/130882.shtml
http://de.indymedia.org/2005/10/130915.shtml
http://de.indymedia.org/2005/10/130945.shtml
http://de.indymedia.org/2005/10/130993.shtml
und auf Goettinger Stadtinfo (GoeST)
Ein Bericht des NDR: Hier