Der AStA versucht sich an Allgemeinpolitik

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Das Basisdemokratische Bündnis entwickelte bereits erste Analysen der Ideologie und Genese der ADF (Seite 5). Nun darf getrost auch an einem aktuellen Beispiel deutlich gemacht werden, welche verheerenden Konsequenzen diese Weltsicht hat. Die ADF, sowie den RCDS, sollte man immer nur als Ausdruck einer gesellschaftlichen Tendenz verhandeln und deshalb gilt es nicht nur, den AStA zu kritisieren, sondern auch die gesellschaftlichen Verhältnisse, die einen solchen AStA ermöglichen, sowie jedeN einzelneN, der/die in der gleichen ideologischen Denkrichtung steht. Am 28. Oktober 2006 fand in Göttingen eine Nazikundgebung statt. Der Tag war vor allem geprägt von antifaschistischen Gegenaktionen wie z.B. einer versuchten Blockade im Bahnhof, einer Bündnisdemo gegen Rechts, in der es auch einen Antifa-Block gab, und dem zweiten Teil des Festivals von Fire and Flames. Die Hauptmotivation des AStA, ein Rock gegen Rechts zu organisieren, dürfte nicht nur auf bloßem Populismus und dem Drang nach WählerInnenstimmen beruhen, sondern vielmehr auf einer ausgeprägten totalitarismustheoretischen Weltsicht.1 Der Aufruf war inhaltlich deckungsgleich mit ihrem gescheiterten Versuch antifaschistische Arbeit zu spalten und zielte darauf ab, in guter Tradition Linke zu diffamieren.

”Mit einem Konzert gegen Radikalismus und Gewalt – egal aus welcher Richtung – und für ein friedliches und tolerantes Göttingen wollen wir im wahrsten Sinne des Wortes unsere Stimme erheben.”2

Abgesehen davon, dass der RCDS mit der ASJ ein Plakat veröffentlicht hat, in dem sie sich gegen Nazis und Gewalt (Gewalt meint hier nicht die Nazis) positionieren, also ein paar brennende Mülltonnen nicht von brennenden AsylbewerberInnenheime unterscheiden, hat auch der AStA sich von seiner ideologischsten Seite gezeigt. Aber vom inhaltlichen Debakel abgesehen, war das Konzert auch in der Ausführung eine Misere. Kaum mehr als 50 BesucherInnen waren auf dem Konzert zu sehen. Andre Dorenbusch, der AstA-Vorsitzende, verarbeitete dies allerdings offensichtlich mit Verdrängung, als er in der letzten StuPa-Sitzung von mehr als 400 BesucherInnen sprach.3Dies, so eine Sprecherin des BB, sei nicht einmal dann realistisch, wenn der AStA die Polizei, die zahlreich und nur wegen der ausdrücklichen Genehmigung der Studierendenvertretung auf dem Campus war, mitzähle. Die geringe BesucherInnenzahl überrascht aus folgenden Gründen nicht: Der Regen, welcher im Herbst nun keine Seltenheit ist und damit ein Open Air Konzert zu einem fragwürdigen Konzept macht, war sicherlich auch ein Grund. Jedoch, der Großteil derer, die tatsächlich etwas gegen Rechts machen wollten waren zuvor entweder auf der Bündnisdemo, haben versucht im Bahnhof ihren Protest zu äußern oder waren anderweitig gegen Nazis aktiv. Diese hatten offenbar nicht vor, ihren Erfolg mit dem AStA zu feiern.

Es lassen sich also folgende Punkte festhalten: Der AStA hat mit einer hundsmiserablen Vorstellung nicht nur Studierendengelder verschleudert, er hat auch eine inhaltliche Position an den Tag gelegt, die an geschichtsrevisionistischen Ansätzen des Mitte-Rechts Lagers wunderbar anknüpfen kann und mal wieder gezeigt, wie man Politik nicht macht. Gleich eine dreifache Klatsche für unsere waffelbackenden VertreterInnen.


1) vgl. hierzu ”Rinks und Lechts? Vom velwechsern” der Bg-Geschichte: im Internet unter: http://bg-geschichte.de/?npage=22, eingesehen am 08/11/2006

2) Pressemitteilung des AStA: im Internet unter: http://asta.uni-goettingen.de/fileadmin/asta/publikationen/pressemitteilungen/Meldung_21-2006.pdf, eingesehen am 08/11/2006

3) In der Asta-Revista nr. 128 hat der AStA dann, als er wohl gemerkt hat, dass 400 eine unhaltbare behauptung war, nunmehr von 120 BesucherInnen gesprochen. Weder also, an der Schmach, noch an der Lüge ändert sich damit etwas.

Erschienen am: 06.12.2006 AutorIn: email-address