Studieren mit Handicap
Menschen mit körperlichen Behinderung sind selten zu sehen auf dem Göttinger Campus. Kein Wunder, liegt doch der Anteil der Schwerbehinderten an der Uni deutlich unter ihrem Anteil in der Gesellschaft. Schon in der Schule ist es oft nicht einfach, sich gegen die Masse derer durchzusetzen, die ohne Handicap ins Rennen geschickt werden. Und einmal an der Uni angekommen, verschwinden die Probleme natürlich nicht wie durch ein Wunder.
So sind viele – gerade kleinere Institute – bis heute noch nicht behindertengerecht ausgebaut. Für einige Menschen ist es also nicht möglich, alle in Göttingen angebotenen Studienangebote wahrzunehmen. Und wenn dann eine Veranstaltung im ZHG stattfindet, dann erwartet die RohlstuhlfahrerInnen eine ruckelige Reise über den frischgepflasterten Campus. Das die dort verlegte Abart des Kopfsteinpflasters nicht besonders nett ist für Menschen mit fahrbarem Untersatz, haben viele FahrradfahrerInnen schon bemerkt. Im Rollstuhl ist das ganz ähnlich – nur eben wesentlich schlimmer.
Wenn im Vorlesungssaal dann nur vor der vordersten Reihe Platz ist, dann trägt das nicht gerade zur Verbesserung der allgemeinen Stimmung bei. Eine Ausnahme bilden hier lediglich die Hörsäle, die von unten und von oben befahrbar sind. Hier ist auch ein Platz in angenehmer Entfernung zur Tafel wählbar. So wird es dann auch möglich, beispielsweise die Angebote im Uni-Kino zu nutzen.
Nicht unproblematisch ist auch der Mensa-Betrieb: in die Zentralmensa kommt mensch mit Rollstuhl nur mittels eines mittlerweile zwar ausgeschilderten, aber noch immer viel zu engen Fahrstuhls. Die Mensa am Wilhelmsplatz als einzige Abendmensa ist für Rollstuhlfahrer überhaupt nicht benutzbar.
Die Situation behinderter Studierender wird in der allgemeinen Hochschulpolitik kaum beachtet. Auch bei der Umsetzung konkreter Vorhaben wird nur da mit ihnen gerechnet, wo sie sich auf gesetzlich verbriefte Rechte berufen können. Darum ist es wichtig, das der AStA sich gegenüber dem Studentenwerk und der Universitätsleitung dafür einsetzt, vorhandene Schranken abzubauen und bei zukünftigen (Bau-)Maßnahmen stets die Interessen behinderter Studierender mitzubedenken. Darüber hinaus ist das Uni-Kino das einzige Kino in Göttingen mit Mainstream-Filmen im Programm, das auch behindertengerecht ist. Warum sollten also nicht auch nichtstudierende Menschen mit körperlichen Behinderungen in die Vorstellungen gehen? Auch dafür könnte sich ein AStA mal einsetzen.