Zusammenhang #22 - Okt 09

Zeitung des Basisdemokratischen Bündnis

[Zusammenhang #22]
Zusammenhang #22

Editorial

Liebe Leser*Innen,

Sie gibt sich schick, die „Elite-Uni“ Göttingen - wie etwa im VG, das sich nach der Renovierung im ästhetischen Leistung-Weiß, statt belebtem Plakate-Bunt präsentiert. Aber nicht nur optisch will die Augusta sich im bildungspolitischen Elite-Zeitgeist ganz oben präsentieren. Hinter der Fassade sieht es aber schon ganz anders aus: Die Einführung von BA, Studiengebühren und die allgemeine Verschärfung von Studienbedingungen produziert das genaue Gegenteil von guter Lehre - wir ahnten es schon lange, inzwischen ist es sicher. Aber auch sonst hat Elite ja immer eine Kehrseite: Elite geht nur mit einer Masse, die nicht Elite ist. Soziale Differenzierung ist das Projekt der jüngsten Hochschulreformen. Eben darin liegt ja etwa der Sinn von Zugangsbeschränkungen zu Master-Plätzen.

Auch jenseits der Lehre ist die Göttinger Uni ganz „Elite“: Stellenabbau und Lohndrückerei – da ist sie ganz vorn dabei. Angestellte im Klinikum, der Mittelbau, Hausmeister*Innen und Reinigungskräfte – sie alle werden geschröpft, für immer weniger sollen sie immer mehr leisten. Am meisten leiden für das Wohlergehen der gebeutelten Uni-Haushalte sollen mal wieder die, die ohnehin schon am wenigsten bekommen ("Ausgründung und Stellenabbau").

Aber es beginnt zu beben im Fundament der Bildungsfabrik: Nicht nur Studierende gingen letztes Semester zum Bildungsstreiken auf die Straße, auch am Klinikum wurde gestreikt, organisiert und protestiert. Über verschiedenste soziale Auseinandersetzungen an der Uni und warum Solidarität Not tut lest ihr in "Ausgründung und Stellenabbau", "Protestaktion...", "Initiative..." und "vom Bildungs- zum Streik".

Der Bildungsstreik hat es wackeln lassen wie lang nicht mehr. Rund 10.000 Schüler*Innen und Studierende gingen gegen Bachelor, Studiengebühren, Leistungsdruck und Verwertungslogik auf die Straße. Sehr schnell aber war der große Protest verpufft und über die Semesterferien wieder verschwunden. Jeder Protest braucht einen langen Atem und da das nächste Semester vor der Tür steht, ist es höchste Zeit für eine Nachbereitung und zu schauen, wie studentischer Protest Kontinuität bekommen kann ("Wo sind die 10.000, wenn...").

Wer demonstriert erfährt oft schnell, was Repression bedeutet. Nicht jeder ist Protesten wohlgesonnen. Vor allem nicht die Polizei, wenn nicht alle tun, was sie sagt – den Verlust von Kontrolle fürchtete sie wohl auch nach einer sehr dynamischen Spontandemo für das Autonomicum vor ca. anderthalb Jahren. Da Spontandemos aber völlig legal und wie jede Demo durch das Versammlungsrecht geschützt sind, musste sie eben andere Wege finden, um sich dafür rächen zu können, Studierenden auf von ihnen spontan selbst gewählten Routen in klobigen Turtle-Uniformen hinter her laufen zu müssen Ein Demo-Teilnehmer wurde nachträglich angeklagt und vor kurzem unter zweifelhafter Beweislage hart verurteilt. Auch wenn solche Kriminalisierungsversuche Einzelne treffen, sind sie immer auch Angriffe auf die Proteste insgesamt. Mehr dazu lest ihr in "Die Auseinandersetzungen ums Autonomicum und die Rache der Behörden".

Zu guter letzt wollen wir unsere Reihe „Gratisökonomie in Göttingen“ fortsetzen und euch dieses mal den Umsonstladen im JuZi vorstellen, in dem jede*R etwas bekommen kann, egal wie sehr das Portemonnaie schon gelöchtert ist ("Lollis für alle!...").

Einen guten Start in das nächste Streiksemester wünscht euch,

euer Basisdemokratisches Bündnis

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Erschienen am: 11.10.2009 zuletzt aktualisiert: 11.10.2009 21:08 AutorIn: email-address