Auf nach Norwegen
Das European Education Forum
Mit der europaweiten Einführung des Bachelor/Master-Systems, wird auch für die Studierenden in Göttingen spürbar, dass das vermeintlich „Konkrete” und „Lokale” immer mehr von Entscheidungen abhängig wird, die auf globaler Ebene getroffen werden. Diese Globalisierung der Bildung vollzieht sich in einem atemberaubenden Tempo.
Das Ziel des European Education Forum ( EEF ) ist es hier mitzuhalten. Angestoßen von Studierenden aus NRW stellt es den Versuch dar, eine europaweite Vernetzung von Studierenden, Schülern, Lehrern und Unibediensteten herzustellen. Mitlerweile gibt es bereits in fast allen EU – Staaten Gruppierungen, die dieses Ziel unterstützen und die Teil des EEF sind. Anläßlich der Bolognafolgekonferenz 2003 in Berlin hatte das EEF zeitgleich und am selben Ort seine erste Konferenz abgehalten. Insgesamt trafen sich 600 Studierende aus ganz Europa, um an einem Wochenende über Fragen der Bildung und über die Pläne der Regierungen zu diskutieren. Die Bandbreite der erhobenen Forderungen war groß. Von der Forderung nach Mitgestaltung des einmal initiierten Prozesses, seiner grundsätzlicher Ablehnung bis hin zum Ruf nach der grundsätzlichen Abschaffung des Kapitalismus war alles dabei.
Das EEF selbst versteht sich nicht als poltische Organisation, sondern als offenes Forum, das den Gruppen, die sich mit Bildung auseinandersetzen eine Plattform bietet, um europaweit einen Austausch von Meinungen, Analysen und Forderungen voranzutreiben. Die Teilnahme am Forum ist für alle Gruppen frei, die die demokratischen Grundsätze des EEF anerkennen. In der Grundsatzerklärung des EEF heißt es dazu:
„7. Ausgeschlossen sind Gruppen, die die demokratischen Grundsätze des EEF nicht anerkennen und z.B. rassistische, antisemitische, faschistische oder sexistische Positionen vertreten oder billigen.”
Grundlage dafür ist eine gemeinsame Perspektive, die wie folgt vorgestellt wird:
„11. Das EEF setzt sich als Perspektive, durch kritische Reflexion die Wahrnehmung von Bildung in der Gesellschaft zu verändern. Bildung darf nicht der Reproduktion von Eliten und der Schaffung von Humankapital für den Verwertungsprozess dienen, sondern soll den Menschen die Möglichkeit zur Emanzipation, Selbstverwirklichung und letztlich die Überwindung gesellschaftlicher Zwänge ermöglichen.”
Vom 20. bis zum 22. Mai trifft sich das EEF nun das zweite Mal. In Bergen ( Norwegen ), zeitgleich mit der Folgekonferenz des Bolognaprozesses. Auf dieser soll eine Bestandsaufnahme der bisher erreichten „Fortschritte” seit Bologna gemacht werden. Das EEF bietet also die Möglichkeit den europäischen KultusministerInnen vor Ort die Meinung zu sagen.
Angesichts der neuen globalen Entscheidungsstrukturen ist eine transnationale Zusammenarbeit der Studierenden nicht nur sinnvoll, sondern notwendig. Wo Entscheidungen über unser Leben auf der Ebene der großen Wirtschaftsblöcke gefällt werden, dürfte die Fixierung am vermeintlich „Konkreten” und „Lokalen”, selbst noch an der nationalen Bildungspolitik, als ein Tanz der Narren ausfallen. Das EEF in Bergen könnte dieser Ort werden, an dem wir nicht nur unseren Protest sinnvoll artikulieren, sondern auch die Globalisierung von unten betreiben könnten.