AK Germanistik inszeniert Benachteiligung bei der Wahl zur Fachgruppensprecherin

Nach Jahren ohne Opposition sieht sich der AK in die Ecke gedrängt

Den Hochschulwahlen im Januar zufolge ist die Basisgruppe Germanistik erstmals mit 167 zu 163 Stimmen Fachgruppe im Fachbereich Germanistik geworden. Am 23.01.09 jedoch legte der AK Germanistik Einspruch gegen das Wahlergebnis ein. Die Begründung dafür war, dass die Gestaltung des Wahlzettels die Wähler*innen irritiert habe und das Ergebnis dadurch verfälscht worden sei: auf dem Wahlzettel stand die Kandidatin der Basisgruppe über dem Kandidaten des AK, beide gemeinsam unter dem Namen einer Liste: Basisgruppe Germanistik. Diese Gestaltung kam nicht zufällig zustande, sondern der AK Germanistik – der seit Jahren die Fachgruppe in der Germanistik stellt und überdies so tut, als sei er eine institutionalisierte Einrichtung – versäumte es schlichtweg, bei der Aufstellung seines Kandidaten darauf zu achten, dass dieser ein Kennwort in das Wahlvorschlagsformular eintrug, um sich deutlich als Kandidat des AK Germanistik darzustellen.

So beschwerte sich denn der AK beim Wahlausschuss, die Studierenden der Germanistik hätten keine Wahlmöglichkeit gehabt und seien irregeführt worden. Dabei wurde aber auch vernachlässigt, dass von einer Unwissenheit der Studierenden gar nicht die Rede sein kann: Der Kandidat stellte sich schließlich persönlich in zahlreichen Lehrveranstaltungen vor, zudem wurde massiv Wahlwerbung – auch und vor allem mit seinem Namen und Foto – betrieben.

Der AK bestand und besteht also auf einer Wiederholung der Wahl, obwohl kein formaler oder von anderen verschuldeter Fehler vorliegt. In ihrer Beschwerde monierten die Formaldemokrat*innen vom AK, dass ein alternativer Wahlausgang in greifbarer Nähe gelegen habe und führten eine gravierend niedrigere Wahlbeteiligung als Beweis für das Fernbleiben irritierter Studierender an. Dabei ist auch diese Annahme reichlich übertrieben und versucht von anderen Aspekten abzulenken, kamen lediglich 25 Studierende weniger als im Jahr zuvor zur Wahl. Anstatt sich mal Gedanken über Faktoren anderer Art zu machen, die das Wahlergebnis beeinflusst haben dürften, stürzten sie sich auf die „falsch“ formatierten Stimmzettel als vermeintlich einzig plausible Erklärung ihrer Niederlage. Die Wahlniederlage wurde nicht etwa als eine politische begriffen, sondern die Ursachen werden vom AK in bloßen Formalia gesucht. Das jedoch widerspricht absolut einem demokratischen Verständnis der studentischen Selbstverwaltung und spricht den Studierenden die Mündigkeit zur eigenständigen Wahl ab: Hier wird den Wählenden von vorne herein unterstellt, uninformiert und uninteressiert an den Wahlen teilzunehmen. Dass das Wahlergebnis allein aus der für den Kandidaten des AK ungünstigen Formatierung der Stimmzettel zustande gekommen sein soll, ist eine Annahme, die politische und andere Faktoren außer Acht lässt.

Aber das beleidigte Mucken der selbsternannten Unpolitischen vom AK kommt alles andere als überraschend: Seitdem die Basisgruppe erstmals am Fachbereich offensiv in Erscheinung trat – während der O-Phase 2007 wurden Ersti-Hefte verteilt, die den Erstis den Einstieg in Uni-Alltag und Stadt erleichtern sollten – tat sich der AK schwer mit einer Auseinandersetzung auf inhaltlicher Ebene. So wurde in der O-Phasen-Veranstaltung lediglich gepöbelt und aufgeregt beschworen, dass sie die einzig wahre Fachgruppe seien und die Basisgruppe ja hier „überhaupt nichts zu sagen habe“ (O-Ton). Auch im Vorfeld der Wahl im Januar entblödeten sie sich nicht, einen beleidigenden Wahlkampf zu führen, der Inhaltliches absolut vermissen ließ: Ein im Internet verbreitetes Wahlkampfvideo diffamierte die Basisgruppe Germanistik und ihre Kandidatin auf niedrigstem Niveau und man war sich auch nicht zu schade, das Video auch dem AK Hist.-Phil. auf Fachschaftsebene andrehen zu wollen (der sich aber entschieden gegen einen derartigen Wahlkampf aussprach). Zahlreiche Studierende, die das Video gesehen hatten, äußerten sich solidarisch mit der Basisgruppe. Auf den Gedanken, dass die Niederlage in der Wahl etwas mit diesem Verhalten zu tun haben könnte, kamen die Dumpfbacken vom AK nicht.

So wird am 19./20. Mai in der Germanistik wieder gewählt werden. Egal wie das Ergebnis ausgehen mag, ruhmreich wird es für den AK nicht ausfallen. Wer seine politische Daseinsberechtigung aus dem Organisieren von Adventsfeiern und Sommerfesten ableitet, bei denen das Fachgruppen-Budget mal eben in Bierwagen und Polo-Shirts verpulvert wird, klammert sich natürlich an das Amt, dass die Absicherung dieses Status bedeutet. Dies wird sich selber gerne auch durch ein Vierfarbdruck-Hochglanz-Faltblatt bestätigt, dass den AK als unverrückbare Institution am Fachbereich darstellt. Mit demokratischer Repräsentation hat dies alles gleichwohl nicht viel zu tun und so fühlt sich der AK im Fahrwasser der ADF („serviceorientiert und unpolitisch!“) pudelwohl. Sich damit zu rühmen, die Interessen der Studierenden zu vertreten, verkommt zu Farce, wenn keinerlei Rückbindung in diese Richtung erfolgt, wenn Veränderungen am Fachbereich nicht transparent gemacht werden und auch ansonsten kein Versuch unternommen wird, eine Organisation und Meinungsbildung von Studierenden voranzubringen. Und dass eine eigens dafür gewählte Gruppe sich in den Gremien des Seminars mal blicken lässt, ist nun auch nichts, was man sich stolz auf die Fahnen schreiben könnte...

Die Basisgruppe Germanistik

Die Basisgruppe Germanistik arbeitet zu verschiedenen Themen, im Moment vor allem zu Bachelor/Master und beleuchtet die Hintergründe der bildungspolitischen Veränderungen der letzten Jahre. So beteiligen wir uns auch am Bildungsstreik 2009. Dabei arbeiten wir eng mit anderen Basisgruppen zusammen. Wir verstehen uns nicht als Service-Organisation für Studierende, sondern als Zusammenschluss einiger Studierender, die sich mit ihrem Fach, der Universität und der gesellschaftlichen Einbettung auseinandersetzen wollen. Dabei setzen wir darauf, uns gemeinsam Wissen anzueignen, einerseits Perspektiven zu entwickeln, die über das Hier und Jetzt hinausgehen und andererseits konkrete Veränderungen zu erwirken.

So organisieren wir Vorträge (etwa zu Performance und Geschlecht oder Popkultur und Nationalismus) oder Lesungen (etwa zu Holocaust-Literatur oder eine Queer-Feministische Lesung im Rahmen der LesBiSchwulen Kulturtage oder Kabarettistisches zur Krise) oder Exkursionen (zu „Ulrike Maria Stuart“ von Elfriede Jelinek ins Schauspielhaus Hannover) oder auch Partys. Wir bringen uns in die Organisation des Antifee-Festivals ein, unterstützen Veranstaltungen an der Uni und in der Stadt und drücken unsere Standpunkte in Texten aus.

Erschienen am: 12.06.2009 AutorIn: email-address