Kommentar zur Wohnungspolitik

Während sich im Ostviertel das Bildungsbürgertum im familiären Kreis das Haus teilt, Burschenschafter degenschlagend und Verbinder gemeinschaftssaufend sich die Bude vom Alten Herrn finanzieren lassen, der feuchtfröhlich auf dem CDU-Landesparteitag gegen sogenannte Ausländer hetzt, macht das Studentenwerk beständig mit der Armutsverwaltung des Göttinger Wohnungsmarktes für proletarische und prekarisierte Studierende weiter.

Aus einer Veröffentlichung der Bewohner_innen der Bürgerstraße wird ersichtlich, dass sowohl die kollektive Wohnform in einer Groß-WG als auch die günstige Behausung in der Innenstadt vom Studentenwerk bedroht wird. Wenn es nach den Funktionär_innen des Studentenwerkes ginge, wohnten alle, die sich keine Miete in Höhe von 300 € leisten können, in Käfighaltung mit den nötigsten infrastrukturellen Voraussetzungen, mit der Möglichkeit eine Zweckbeziehung zu den Nachbar_innen einzugehen, aber ohne verbindliche Kommunikation oder gemeinsame Entscheidungsfindung. Die geringe Form von „Selbstbestimmung“ würde ersetzt durch Mitbestimmung. Doch wo es nicht einmal soweit kommen konnte, dass alternative Lebenskonzepte ausprobiert werden, sollen ebenfalls die unprofitablen Häuser abgestoßen werden. Als nächstes müssen die zig Wohnheimsplätze der Geiststraße dran glauben. Ende März sollen die jetzigen Bewohner_innen ausziehen, um dann zum ersten April in andere Wohnheime umquartiert zu werden. Was aus dem Wohnheim in der Geiststraße werden soll, wissen wir bis jetzt nicht. Darüber bleibt das Studentenwerk der Öffentlichkeit die Rechenschaft schuldig.

Wir fordern, dass das Studentenwerk Göttingen mehr Wohnheimsplätze zu billigen Mieten zur Verfügung stellt - mit der Möglichkeit für die Bewohner_innen, sich ihre Wohn- und Mietform selbst auszusuchen.

Für eine emanzipatorische Wohnungspolitik.

Erschienen am: 13.01.2010 AutorIn: email-address