Das Einmaleins der Töpfchenbildung -

Sparen als Disziplinierung

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So langsam verdichtet sich eine neue Strategie des Präsidiums. Vielleicht überrascht vom großen Druck der Öffentlichkeit gegen die gezielte Zerstörung der Sowi-Fakultät, taucht ein neuer Plan auf. 17 Prozent ihres Budgets muss dabei jede(!) Fakultät erst einmal erbringen.

Das Präsidium plant, davon jeweils die eine Hälfte für einen universitätsweiten und die andere für einen fakultätsweiten Topf zu verteilen. Das Geld soll dann auf zu stärkende Bereiche wieder verteilt werden. Also doch nicht wirklich sparen?

Doch. Denn das Geld muss ja erst einmal irgendwo her, und damit ist klar, dass ganze Fachbereiche eingestampft werden, anders sind 1/5 des Fakultätsetats nicht aufzutreiben. Auf die braucht dann auch nichts mehr verteilt werden, sie gibt es dann ja nicht mehr.

Der Sinn dahinter, ist in der Ökonomisierung der Universität zu suchen. Denn irgendwie muss eine Konkurrenz der Fakultäten und Fachbereiche installiert werden. Was wirkt da besser als mit einem Goldtopf am Ende des Regenbogens herumzuwinken, und dabei die Kriterien aufzustellen, welche Fakultät die Glückliche sein kann?

Gefangen von der Konkurrenzblindheit, werden die Fakultäten sich wahrscheinlich nicht mehr einig gegen solche Pläne stellen. Divide et Impera.

Den Schlechten am Schöpfchen, den Guten das Töpfchen?

Welche Bereiche es in den einzelnen Fakultäten dabei trifft, ist noch völlig unklar. Denn die Kriterien, sofern sie überhaupt wissenschaftlich Sinn machen, entbehren in ihrer Begründung zunächst jeglicher Nachvollziehbarkeit.

Picken wir uns die Wiwi-Fakultät heraus, und versuchen festzustellen, welche Fachbereiche es treffen könnte. Die BWL ist gerade hinsichtlich ihrer Forschungsaktivitäten schlecht evaluiert, hat natürlich aber gegenüber dem Fachbereich VWL mehr Anziehungskraft für Studierende. Das verdeutlicht sich im Studierendenverhältnis von 4 BWLerInnen auf 1 VWLerIn. Würde das Kriterium der Forschung herangezogen werden, müsste die BWL eingestampft werden. Da das aber dem Profil der Universität massiv schaden würde, trifft es wohl eher die VWL. Es geht hier, auch im Sinne der Durchsetzung von Bachelor und Master, um die Ausrichtung auf den Arbeitsmarkt, die Verwandlung der Universitäten in einen Unternehmen, das frei am Bildungsmarkt konkurrieren soll. Nicht um Wissenschaftlichkeit und die Suche nach Wahrheit.

Alle Fachbereiche/Fakultäten, die marktwirtschaftliche Interessen nicht bedienen können, also keine verwertbare Forschung oder/und keine Relevanz für den Arbeitsmarkt haben, werden mit massiven Einschnitten zu rechnen haben und von den Töpfen nichts erhalten.

Durch die neue Strategie, es den einzelnen Fakultäten zu überlassen, wie sie das Einsparvolumen erreichen, soll der Gehorsam gegenüber dem Präsidium sicher gestellt werden. Es soll verhindert werden, dass sich die Fächer gemeinsam gegen die „Umstrukturierungspläne” des Präsidiums stellen, indem Einigen in Aussicht gestellt wird, als Sieger aus dem Prozess der sog. Profilbildung hervor zu gehen. Sollte das Präsidium mit diesen Plänen Erfolg haben, wird die Uni Göttingen in einigen Jahren nicht mehr wieder zu erkennen sein. Es wird hier keine integrierte Forschung und Lehre mehr geben, die im Sinne einer Volluniversität, sowohl Natur- als auch Geistes- und Sozialwissenschaften umfasst. Stattdessen wird hier zukünftig spezialisiert dem Arbeits- und Forschungsmarkt zugearbeitet. Noch kann diese Entwicklung verhindert werden. Dafür braucht es aber massive Interventionen und einen endlich einen AStA, der diese sowohl argumentativ als auch materiell unterstützt. Das allein ist Grund genug, vom 17.01 – 20.01. wählen zu gehen.

Erschienen am: 02.01.2006 zuletzt aktualisiert: 12.10.2009 22:47 AutorIn: email-address

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